Die Fußball-Welt blickt am Donnerstag nach Zürich, wo Joseph Blatter, der Präsident des Weltverbandes FIFA, um 16.00 Uhr verkünden wird, wer die Gastgeber der WM-Endrunden 2018 und 2022 sein werden. Für das Turnier in acht Jahren haben sich Belgien/Niederlande, Spanien/Portugal, England und Russland beworben, für jenes in zwölf Jahren kandidieren Australien, Südkorea, Katar, die USA und Japan.
Die Vergabe ist im Vorfeld von Donnergroll im Zuge des enthüllten Bestechungsversuchs begleitet worden. Seit die englische Zeitung "Sunday Times" im Oktober zwei Funktionäre des Wahlgremiums gefilmt hat, wie diese ihre Stimmen verkaufen wollten, ist die WM-Vergabe ins schlechte Licht geraten. Die versuchte Korruption hat das Wahlgremium um zwei Mitglieder auf 22 Personen schrumpfen lassen. Der Tahitianer Reynald Temarii und der Nigerianer Amos Adamu sind von der FIFA-Exekutive suspendiert worden. Die zwei "Sieger" werden durch die absolute Mehrheit der Stimmen ermittelt.
Wer auch immer den Zuschlag erhalten wird, die Ausrichter werden sich immer dem Vorwurf der Korruption ausgesetzt sehen. Die jüngsten, am Montag bekanntgewordenen Enthüllungen um drei weitere FIFA-Exekutiv-Mitglieder (Ricardo Teixeira, Nicolas Leoz, Issa Hayatou), die von der früheren FIFA-Vermarktungsagentur ISL Schmiergeldzahlungen entgegengenommen haben sollen, wirken sich nicht mehr auf den Ablauf des Wahlprozederes aus.
Die Ermittlungen in diesem Fall seien beendet, und es sei kein FIFA-Offizieller wegen krimineller Taten angeklagt worden, ließ die FIFA dazu wissen. Jede einzelne Stimme hat in dem ohnehin kleinen Wahlgremium, dem immerhin sieben (stimmberechtigte) Personen aus den Bewerberländern angehören, viel Gewicht. Prognosen des Wahlausgangs sind daher schwierig zu stellen. Sicher scheint bloß, dass für die (europäische) WM 2018 die Doppelkandidatur der Niederland und Belgien ebenso chancenlos ist wie die Bewerbung Katars für die (nicht-europäische) WM 2022. Die technisch besten Dossiers haben laut FIFA-Bericht neben England die Doppelkandidaten Spanien/Portugal (2018 ) sowie Südkorea und die USA (2022) abgegeben.
Entscheidend dürfte am Ende sein, wohin in den voraussichtlich mehreren Wahlgängen die Stimmen für die zuvor ausgeschiedenen Kandidaturen gehen. Obwohl viele der 22 Funktionäre ihre Entscheidung schon getroffen haben, gingen die Kandidaten mit großen Ambitionen in die letzte Schlacht vor der Abstimmung. Am Mittwoch durften Australien, Südkorea, Katar, die USA und Japan jeweils 30 Minuten ihre Bewerbung präsentierten, am Donnerstag buhlen Niederlande/Belgien, Spanien/Portugal, England und Russland um Stimmen.
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