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Wien – Es ist nur eine Frage von Sekunden und schon steht er da, der Steward.
Wer sich in Englands Stadien erdreistet, sich von seinem Sitzplatz zu erheben, wird von einem Ordner blitzschnell und mit aller gebotener Bestimmtheit aufgefordert, sich sofort wieder zu setzen.
Die Zeiten, in denen auf den legendären „terraces“ gestanden und gesungen wurde, sind in der Premier League längst vorbei.
Hillsboroughs Folgen
Doch es tut sich wieder etwas. Auf der Insel wird ernsthaft über die Wiedereinführung der Stehplatztribünen verhandelt.
Es war die Hillsborough-Katastrophe, die im April 1989 das Ende der Stehplätze einläutete. Beim Spiel zwischen Nottingham Forest und Liverpool in Sheffield fanden auf der heillos überfüllten Tribüne 96 Menschen einen tragischen Tod, 766 wurden verletzt.
Preis steigt, Stimmung sinkt
Danach erarbeitete Lord Justice Taylor den als Taylor-Report in die Geschichte eingegangenen Maßnahmen-Katalog, der Tragödien dieser Art vermeiden sollte. In Folge dessen schaffte die englische Regierung Stehplätze ab.
Fortan war nichts mehr wie es war. Die Eintrittspreise stiegen rasant, viele Fans konnten sich regelmäßige Matchbesuche nicht mehr leisten, das Publikum veränderte sich, die Stimmung nahm mehr und mehr ab.
Erste Diskussionen
Nun werden aber jene Stimmen, die eine Rückkehr der Stehplätze fordern, zunehmend lauter. Und auch die Offiziellen bewegen sich. Ein kleines bisschen zumindest.
Auf Betreiben von Don Foster, dem Sportsprecher der Liberaldemokraten, setzten sich zu Beginn der Woche Offizielle, Fanvertreter und Polizei an einen Tisch, um zu diskutieren.
Eine Erklärung des Sportministers
Konkrete Ergebnisse gibt es freilich noch keine, doch immerhin hat sich Sportminister Hugh Robertson dazu durchgerungen, zu erklären, dass die Regierung sich mit diesem Thema befassen würde.
Treibende Kraft auf Seiten der Fans ist die Football Supporters Federation (FSF), die mit Hilfe einer Online-Petition die Wichtigkeit ihres Anliegens unterstreichen will.
Schlüssige Argumente
„Viele Fans zeigen in jedem Spiel, dass sie stehen wollen – indem sie auf Sitzplatztribünen stehen“, argumentiert Malcolm Clark, der Präsident der FSF. Das ist in der Tat so, allerdings nur auf den Fantribünen.
Auch die weiteren Argumente sind durchaus schlüssig. Stehplatztribünen würden zu billigeren Eintrittskarten führen und somit wären gewisse gesellschaftliche Schichten nicht mehr – wie aktuell de facto der Fall – vom Besuch der Spiele ausgeschlossen.
Darüberhinaus funktionieren andernorts Stehplatztribünen andernorts auch reibungslos. In der aktuellen Debatte wird vor allem Deutschland als positives Beispiel angeführt.
Die Fans kämpfen jedenfalls um ihr Recht, zu stehen. Doch es liegt noch ein weiter Weg vor ihnen.