Quelle orf.at
Rapid-Prozess: Marek kritisierte Polizei
Am Straflandesgericht ist am Montag der Prozess um die Ausschreitungen nach dem Spiel zwischen Rapid und dem 1. FC Nürnberg fortgesetzt worden.
Rapid-Stadionsprecher und Fanverantwortlicher Andy Marek kritisierte die Polizei. Der Einsatz sei nicht verhältnismäßig gewesen.
Zwei Dutzend Rapid-Fans sitzen wegen Landfriedensbruchs auf der Anklagebank, weil sie sich nach dem Spiel im September 2013 im Hanappi-Stadion an einer Zusammenrottung einer größeren Menschenmenge beteiligt haben sollen, die darauf abzielte, Polizisten und Sicherheitskräfte am Körper zu verletzen bzw. Sachbeschädigungen zu begehen.
In drei Phasen, die sich über mehrere Stunden erstreckten, wurden laut Anklage Beamte und Ordner unter anderem mit Heurigenbänken und -tischen sowie Glasflaschen beworfen.
Mindestens zehn Personen erlitten dabei Verletzungen, zudem wurden mehrere Polizeiautos beschädigt.
„Nur Fans, die sich verbrüdern wollten“
Der seit 23 Jahren bei Rapid tätige Marek wies in seiner Befragung darauf hin, das Match gegen Nürnberg sei als „Fußballfest“ zweier eng befreundeter Mannschaften und ihrer dazu gehörigen Fangruppen geplant gewesen.
Für ihn sei es in Folge dessen unverständlich gewesen, weshalb schon vor dem Anpfiff ein Großaufgebot der Exekutive präsent war.
Bei einer vorangegangenen Sicherheitsbesprechung sei seitens der Polizei noch das Gegenteil signalisiert worden: „Das Stadion war ja nur zu einem Viertel gefüllt.
Und das nur mit Fans, die sich verbrüdern wollten.“
Schon am Hütteldorfer Bahnhof, wo ein Sonderzug mit Nürnberg-Fans eintraf, habe eine „Armee“ gewartet, sagte Marek: „Ich hab’ nicht gewusst, ob ich im richtigen Film bin.
Wenn es um Verbrüderung geht, brauch’ ich kein Blaulicht, keinen Schlagstock.“
„Verhältnismäßigkeit war gleich null“
Nach dem Ende des Spiels habe die Polizei erste Festnahmen ausgesprochen und die Betroffenen „vor vielen hundert Leuten abgeführt“, ohne sich dabei der anwesenden szenekundigen Beamten zu bedienen.
Das habe Unmut erzeugt.
Dann sei per Funkspruch eine „Stadion-Sperre“ veranlasst worden, „obwohl der Veranstalter ja Rapid und nicht die Polizei war“.
Dabei sei es üblich, dass das Tor zum Kammerl der „Ultras“-Fans noch Stunden nach dem Match offen sei.
Obwohl das Stadion laut Marek binnen zwei Minuten leer war, sei die Polizei im Aula-Bereich aufmarschiert.
Schließlich rückte die WEGA an und nahm mit einem sogenannten Greiftrupp einen Mann fest, dem angelastet wurde, das Kennzeichen eines Polizeiautos gestohlen zu haben und Fahrzeuge beschädigt zu haben.
„Die Verhältnismäßigkeit war gleich null.
Wenn ich zu ihm hingegangen wäre, hätte ich das Taferl bekommen“, befand Marek.
Marek kritisiert Ordner-System
Der Rapid-Angestellte übte allerdings auch Selbstkritik.
Im österreichischen Fußball gebe es „das schlechteste Ordner-System überhaupt.
Es ist immer die Chance da, dass etwas passiert.
Viele Leute, die da arbeiten, haben keine Ahnung, wie man mit Leuten umgeht.“
Möglicherweise hat das auch mit Sprachbarrieren zu tun.
Wie der laufende Prozess zeigt, dürfte die Firma, die beim gegenständlichen Match für Rapid den Ordner-Dienst abwickelte, etliche kaum Deutsch sprechende Mitarbeiter beschäftigen.
Die Ordner, die am Montag, als Zeugen vernommen wurden, kamen teilweise aus Ungarn und bedurften eines Dolmetschers. Ein anderer Zeuge stammte aus Albanien.