In der neuen Europacup-Saison müssen sich Spieler und Fußballfans im ehemaligen UEFA-Cup nicht nur an einen neuen Namen, sondern auch auf mehr Bewegung hinter dem Tor einstellen.
Ab September startet der Fußball-Weltverband (FIFA) nämlich in Kooperation mit dem europäischen Verband ein Experiment mit fünf Schiedsrichtern und setzt in der Gruppenphase der UEFA Europa League zusätzlich zwei Assistenten hinter der Torlinie ein.
"Jeder kann die Tests im Fernsehen verfolgen, und der IFAB wird am Ende eine positive oder negative Entscheidung treffen", freut sich UEFA-Präsident Michel Platini auf das Experiment, das auch vom konservativen International Football Association Board (IFAB) abgesegnet wurde.
Blatter denkt ans Sparen
"Wir haben nach einer Testmöglichkeit gesucht und diese mit Michel Platini in der Europa League gefunden", so FIFA-Boss Josef Blatter.
"Wir sind auch sehr dankbar dafür, dass die UEFA die Kosten dafür trägt", verliert der 73-jährige Schweizer zudem den wirtschaftlichen Aspekt nicht aus den Augen.
"Müssen mit Fehlern leben"
Seit Jahren wehrte sich der FIFA-Boss erfolgreich gegen die Einführung technischer Hilfsmittel wie Videobeweis und Einsatz eines Chipballs.
"Wir konnten keinem der getesteten Systeme etwas Positives abgewinnen. Außerdem hat es die Autorität des Schiedsrichters gestört", so Blatter. "Wir müssen mit Fehlern leben, und Fußball muss sein menschliches Gesicht bewahren."
Torrichter als Ideallösung
Die beiden nun zusätzlich zum Schiedsrichter und seinen beiden Helfern eingesetzten Assistenten erfüllen nun sowohl die menschlichen als auch die wirtschaftlichen Kriterien des FIFA-Präsidenten, dessen Verband im Vorjahr trotz Wirtschaftskrise einen Gewinn von 184 Mio. US-Dollar (132 Mio. Euro) erwirtschaftet hatte.
Positives Feedback nach U19-EM
Zwei erfolgreiche Probeläufe mit fünf Unparteiischen gab es bereits bei Qualifikationsturnieren zur U19-Europameisterschaft im vergangenen Herbst.
Nachdem das Feedback sowohl von den Offiziellen als auch von Beobachtern sehr positiv war, erteilte das IFAB die Erlaubnis für die Weiterführung des Tests, dieses Mal in einer professionellen Liga.
"Es wurde entschieden, dass die Tests bei einem großen Wettbewerb weitergehen sollen, und die UEFA Europa League ist dafür prädestiniert", sagte Platini.
Strafraum im Mittelpunkt
Hauptaugenmerk der beiden neuen Offiziellen, die hinter der Torlinie stehen und den Schiedsrichter und seine beiden Assistenten aktiv unterstützen sollen, sind alle heiklen Situationen im Strafraum.
Das fünfköpfige Schiedsrichterteam, das den beiden Mannschaften beim Einlaufen auf das Feld zahlenmäßig langsam Konkurrenz macht, soll garantieren, dass strittige Tor- und Elfmeterentscheidungen künftig der Vergangenheit angehören.
Testlauf für EM-Endrunde 2012
Falls sich der Testlauf in der Europa League bewähren und die Entscheidung des IFAB positiv sein sollte, würde das System laut Platini in allen UEFA-Wettbewerben angewendet werden.
Spätestens bei der EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine soll sich der Einsatz von fünf Offiziellen durchgesetzt haben, hofft der Franzose.
Auch Italien und Frankreich signalisierten nach der Zustimmung des IFAB bereits ihre Bereitschaft, diese Neuerung in den zweiten Ligen testen zu wollen.
Spiel wird immer schneller
"In einem Punkt sind sich alle einig: Die Schiedsrichter brauchen Unterstützung in ihrer Aufgabe, die im immer schneller werdenden Fußball mit konditionell immer stärkeren Spielern manchmal kaum noch zu erfüllen ist", so Platini.
"Zwei weitere Augenpaare, die sich auf die Strafräume konzentrieren, sind von unschätzbarem Wert für den Schiedsrichter und werden das Schiedsrichterteam selbstbewusster machen."
Wolfgang Rieder, ORF.at