Red-Bull-Konzernchef Dietrich Mateschitz hat mit dem österreichischen Meistertitel seiner Salzburger noch lange nicht genug.
In einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" ("SN",
Montag-Ausgabe) erläuterte der 63-jährige Milliardär unter anderem
seine Pläne, sowohl im Fußball als auch im Eishockey mit einem noch
unbestimmten Red-Bull-Klub, "der seinen Stammsitz in Salzburg hat", an
der deutschen Bundesliga teilzunehmen.
"Nur ein Ausweg"
"Wenn es uns nicht gelingt oder es zu lange dauert, das Niveau der
österreichischen Bundesliga so anzuheben, dass ein Verein so gefordert
wird, dass er in der Champions League mitspielen kann, gibt es nur
einen strategischen Ausweg: dass man mit einem Klub in einer der
europäischen Fußball-Hochburgen spielt", sagte Mateschitz zu den
Red-Bull-Zukunftsvisionen im Fußball.
"Das muss nicht einmal ein Klub in der obersten Liga sein. Das ist ein
sehr langfristiges Projekt. Wir würden diesen Klub, für den der Name
Red Bull dann auch authentisch wäre, über die Jahre begleiten."
Projekte in Ghana und Brasilien
Diesen Plan will Mateschitz nicht unbedingt alternativ zu seinem
Salzburg-Engagement in der T-Mobile-Liga verfolgen, er könnte sich auch
eine parallele Umsetzung vorstellen.
"Da die österreichische Liga unter dem Niveau der deutschen Liga ist,
wäre folgende Strategie denkbar: Wir legen (bei Red Bull Salzburg,
Anm.) in den nächsten Jahren alles Augenmerk auf Jugend- und
Nachwuchsarbeit und betreiben angedachte Projekte in Ghana und
Brasilien (Talentscouting mit entsprechender Kampfmannschaft, Anm.)."
45-Mann-Kader
Mit einem Kader von 45 statt 25 Spielern könne man dann eine zweite
Mannschaft bilden, die in einem anderen Land in der obersten Liga
spielt. So wolle man auch die Nachwuchskräfte entsprechend fordern.
Mateschitz konkretisierte: "Es wäre denkbar, dass es eine
Kampfmannschaft gibt, die in Deutschland spielt, und ein Nachwuchsteam,
das in Österreich noch immer um den Titel mitspielt." Der Grund für den
Sprung ins große Fußballeuropa läge auf der Hand. "Wir machen in
Österreich nicht einmal vier Prozent unseres Gesamtumsatzes", so
Mateschitz in den "SN".
"Jeder jammert über Österreichs Fußball"
Auch für die österreichische Kickerszene sieht der Red-Bull-Boss nicht
schwarz, sondern fordert positives Denken und Innovation: "Jeder
jammert über den österreichischen Fußball. Ich glaube nicht, dass dem
Fußball gedient ist, wenn wir uns schwächer machen. Das wäre absurd."
Mateschitz gibt aber auch zu bedenken: "Wenn man dann Investoren wie
den Herrn Stronach so behandelt, dass sich jeder wundert, dass er
überhaupt so lange mitspielt, wird das nicht gelingen." Auch gegen das
Engagement von Red Bull werde von den Medien polemisiert: "Es ist
teilweise unfassbar."
Ronaldo oder Mistelbacher Blasorchester?
Red Bull verfolgt in Salzburg laut Mateschitz nicht das Ziel,
Superstars wie Ronaldo und Roberto Carlos zu holen, sondern solche
Superstars selbst zu finden. "Wir sind weltweit die besten Skifahrer,
warum sollten wir nicht auch im Stande sein, weltweit die besten
Eishockeyspieler oder Fußballspieler zu formen. Das ist so ein bisschen
die allerletzte Vision, die wir mit unserem Engagement verbinden."
Mateschitz bringt zum Thema "Geld und Investitionen im Fußball" einen
bemerkenswerten Vergleich: "Natürlich kosten die Wiener Philharmoniker
mehr als das Mistelbacher Blasorchester. Man kann das mit einem
gewissen Dagobert-Duck-Syndrom angehen, mit dem haben wir sicher nichts
zu tun."
"Oder man geht es gezielt, kontinuierlich an. Eben nicht mit einer
Söldnermannschaft, sondern mit Nachwuchspriorität und mittelfristig.
Das ist unsere Philosophie, weil sie die richtigere und erfolgreichere
ist", so der Konzernchef.
Quelle:orf.at