Jun: "Austria ist ein Sprungbrett"

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FAK-Stürmer Tomas Jun im sportnet.at-Interview über das wichtige Europa League-Heimspiel gegen Funchal, Karrierefehler, falschen Egoismus, und den schmerzhaften Ausfall von Rubin Okotie.

sportnet.at: Tomas, nach wichtigen Treffern in der Europa League bist du mit dem Doppelpack gegen Mattersburg so richtig in der Liga angekommen. War es die richtige Entscheidung, im Sommer nach Wien zu wechseln?

Tomas Jun: "Auf jeden Fall. Vor einem Jahr hatte ich Probleme in Teplice und wollte einen neuen Klub finden. Trotzdem ich bereits für Sparta Prag, Besiktas und Trabzonspor gespielt habe, ging ich nach Altach. Ich wollte nach einem Tief allen beweisen, dass ich Fußball spielen und Tore machen kann. Die Austria wurde auf mich aufmerksam. In Wien für einen der drei großen österreichischen Klubs zu spielen, ist für mich ein wichtiger Schritt zurück in die große Fußballwelt. Vor allem deshalb, weil es uns gelungen ist, die Europa League-Gruppenphase zu erreichen."

Hast du das Gefühl, dass du dich nach drei Monaten so richtig bei der Austria eingelebt hast?

"Ich bin Stürmer. Es ist mein Job, Tore zu machen. Wenn sie dann entscheidend für den Sieg sind, freut es mich umso mehr. Sollte wer anderer die Treffer beisteuern, stört mich das nicht. Ich bin anders als früher kein Angreifer, der sich in den Mittelpunkt stellt. Was jetzt zählt ist die Mannschaft. Früher wollte ich in allen Nachwuchsteams immer alleine die meisten Treffer beisteuern. Ich kam aber dahinter, dass man mit Egoismus nicht immer weiterkommt. Ich will Teamplayer und kein Star sein."

Nach der schweren Verletzung von Rubin Okotie bis du Austrias Einser-Stürmer. Vermisst du deinen Sturm-Partner? Ist es ein Problem für dich, dass du nun noch mehr Verantwortung übernehmen musst?

"Rubin ist sehr wichtig für die Mannschaft und fehlt uns. Letzte Saison hat er wichtige Tore erzielt. Und auch zu Beginn dieser Saison war er in einer sehr guten Form und hat getroffen. So eine Verletzung kann aber leider passieren und ist Teil des Fußballs. Wir müssen jetzt ohne ihn auskommen und das beste daraus machen. Ich versuche die Lücke zu füllen. Aber auch andere müssen in die Presche springen."

Ist es für die Austria-Offensive von Vorteil, dass Zlatko Junuzovic wieder fit ist und in Mattersburg mit einem Kurzeinsatz bereits hinein geschnuppert hat?

"Mit Sicherheit. Für die Offensive haben wir mit ihm und Milenko Acimovic nun wieder mehr Möglichkeiten. Er wird auch helfen, den Ausfall von Rubin Okotie zu kompensieren. Ich bin auch in einer guten Form. Ich fühle keinen Druck, gebe mein Bestes. Wir werden das hinkriegen."

Wie stark sind aus deiner Sicht die beiden weiteren Stürmer Diabang und Schumacher?

"Jeder unserer Stürmer hat unterschiedliche Stärken und Qualitäten. Momo ist sehr schnell und hat eine gute Technik. Er muss an sich selbst glauben. Wenn er spürt, dass ihm der Klub vertraut, kann er erfolgreich sein. 'Schumi' ist erst sehr kurz bei uns. Er wird noch etwas Zeit brauchen, ist sehr groß und kann seinen Körper gut einsetzen. Er ist eine Verstärkung."

Am Donnerstag steht das erste Heimspiel in der Europa League-Gruppenphase gegen Nacional Funchal an. Nach der Auftakt-Niederlage in Bilbao sind drei Punkte Pflicht, wenn der Aufstieg gelingen soll...

"Es wird ein sehr schwieriges Match. Die Portugiesen sind vor allem technisch stark, haben gegen Bremen zu Hause gut gespielt. Man wird sehen, wie sie sich auswärts präsentieren. Für uns sind gerade die Heimspiele sehr wichtig. Wollen wir in der Gruppenphase erfolgreich sein, müssen wir die Heimspiele gewinnen. In Bilbao hatten wir viele Verletzte. Dazu war der Spielverlauf mit einem frühen Elfmeter sehr unglücklich."

Du hast gegen Novi Sad und Metallurg Donezk sehr wichtige Tore erzielt. Wird das auch gegen Funchal so sein?

"Ich hoffe sehr. Ich gebe wie alle anderen mein Bestes. Wir brauchen die drei Punkte.

In eurer Gruppe ist Bremen das stärkste Team. Was kann die Austria erreichen?

"Wir haben eine Chance, Fußball ist ein unberechenbarer Sport. Vielleicht haben wir ähnlich Glück wie gegen Novi Sad und Donezk. Der zweite Platz ist möglich. Es wird natürlich sehr schwer. Wir müssen fighten. Und vor allem zuerst einmal Funchal zu Hause schlagen."

Teamkollege und Landsmann Petr Vorisek ist gleichzeitig ein sehr guter Freund von dir! Erleichtert das die Integration in eine neue Mannschaft?

"Das Petr hier ist, macht es für mich in jedem Fall leichter. Wir haben ja auch schon in Altach zusammen gespielt."

Du hast einen Vertrag bis Jahresende, der Klub eine Option auf zwei weitere Jahre. War der Wechsel nach Wien auch ein Kompromiss mit deiner Familie, weil Prag nur vier Autostunden entfernt ist?

"Ich bin jetzt 26 und habe ein kleines Baby. Deshalb war es für uns sehr wichtig, neben einem guten Klub, nicht die Nähe zu unserer tschechischen Heimat zu verlieren. Als ich in der Türkei gespielt habe, war das sehr schwer für uns. Für mich ist die Karriere wichtig. Doch meine Familie zählt ebenso. Ich darf und will nicht nur an mich denken. Die Austria ist deshalb ein guter Mittelweg."

Hält Austria Wien dem Vergleich mit deinen bisherigen Klubs Teplice, Sparta Prag, Besiktas oder Trabzonspor stand?

"Die Austria zählt nicht zu den prominentesten Adressen in Europa. In Österreich sind sie aber wie gesagt Top drei und das war mir wichtig. Ich bin glücklich in Wien. Besiktas war natürlich größer mit stets 30.000 sehr fanatischen Zuschauern. Das ist der einzige Unterscheid zu Österreich. Sie leben den Fußball dort um einiges mehr. Ich kann aber nur noch einmal betonen, dass Austria nach einigen Rückschlägen ein gutes Sprungbrett zurück nach oben ist."

Vergleichst du dich mit einem Rosicky, Baros oder Nedved? Siehst du dich als Teil der tschechischen Elite? Immerhin wurdest du auch U21-Europameister und hast mit 16 bei Sparta debütiert...

"Ich bin sicher kein Nedved, Poborsky oder Cech. Sie haben einfach alles richtig gemacht, sind berühmt und waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das war ich nicht immer. Sie haben es nach England und Italien geschafft. Ich nur in die Türkei. Das ist ein Unterschied. Erfolgreich war ich trotzdem, habe in Tschechien die Torjägerkrone geholt."

Im Vergleich zum Sommer ist es im September für euch aber weniger gut gelaufen. Wo siehst du die Gründe?

"Man kann nicht die ganze Saison auf höchstem Niveau spielen. Schon gar nicht mit lauter englischen Wochen in Serie. Der Sieg in Mattersburg wird uns aber wieder Auftrieb geben. Da bin ich mir sicher. Wir haben kein leichtes Programm, sind manchmal schon sehr müde. Ich hoffe das Glück, dass uns im Sommer über begleitet hat, kommt jetzt wieder zurück."

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