Tumulte bei UI-Cup-Spiel Honved - Sturm

Zitat

"Ich wollte diesen Leuten etwas antun!""Ich wollte diesen Leuten etwas antun!"

Rinner konnte und kann die Prügel-Orgie der "Securitys" nicht fassen

Wien - Er zitterte auf der Tribüne mit. Er konnte seinen Augen kaum trauen. Er war schlichtweg fassunglos.

Sturm-Präsident Hans Rinner erlebte gegen Honved Budapest einen seiner schwärzesten Tage.

Der unfassbare Skandal im UI-Cup-Rückspiel ließ beim 45-Jährigen ungewohnte Emotionen hochkommen.

"Ich bin eigentlich ein ruhiger Mensch. Aber in dieser Situation, dachte ich: Wenn ich jetzt könnte, würde ich diesen Menschen etwas tun", erklärt der Sturm-Boss im Gespräch mit LAOLA1.

Im großen LAOLA1-Interview sagt Rinner auch, was er dem Honved-Eigentümer vorwirft, wie es weitergeht und was Sturm nun droht.

LAOLA1: Herr Rinner, drei Tage nach dem Skandal von Budapest: Wie haben Sie den Beginn dieser Eskalation erlebt?

Hans Rinner: Vier Bengalen flogen aus unserem Sektor auf das Spielfeld, die ominösen Securitys stürmten daraufhin in den Sturm-Sektor.

LAOLA1: Wie ging es dann weiter?

Rinner: Einer dieser Ordner riss einen Sessel aus der Verankerung und prügelte damit auf die Sturm-Fans ein. Die Sessel flogen daraufhin kreuz und quer durch den Sektor. Ich bezweifle, dass das Stadion überhaupt geeignet war, so ein Spiel abzuwickeln. Die Sturm-Fans waren in einem ungesicherten Sektor ohne Umzäunung. Ich wundere mich, dass dieses Spiel freigegeben wurde.

LAOLA1: Wie haben Sie reagiert?

Rinner: In der Pause haben Martin Zwischenberger und ich via Lautsprecher die Fans beruhigt. Mittlerweile weiß ich aber, dass dies von Seiten der Ungarn nicht passiert ist. Im Gegenteil: Der Stadionsprecher feuerte die Meute sogar noch an. Ich weiß auch, dass die Bengalen nicht der Auslöser dieser Eskalation waren. Erst als die so genannten Securitys den Sektor betraten, ging die Schlägerei los.

LAOLA1: War das auch ihr erster Eindruck von der Tribüne aus?

Rinner: Ja, ich empfand das auch so. Für mich waren das keine Securitys, sondern ausgebildete Schlägertrupps. Von pädagogisch-psycholgisch ausgebildeten Ordner sah ich nichts, dafür sah ich jede Menge ausgebildete Schläger.

Der Skandal von Budapest: Fliegende Sitze, durchgeknallte "Ordner" und Chaos pur...

LAOLA1: Haben Sie während des Spiels mit Honved-Eigentümer Hemingway gesprochen?
Rinner: Einer unser Fanklub-Vertreter kam während der Schlägerei aufgeregt zu mir. Er sagte: „Herr Präsident, bitte brechen Sie das Spiel ab. Die bringen uns um!“ Daraufhin ging ich zum Honved-Präsidenten und bat ihn um Hilfe. Kurze Zeit später kam wieder ein Fanklub-Vertreter und bat mich um Arzt und Rettung. Das sagte ich wieder Hemingway.
LAOLA1: Und keine Reaktion?
Rinner: Erst nach meiner zweiten Intervention rief er die Rettung. Ich bin es eigentlich gewohnt, dass Rettungsvertreter am Platz sind. Es war aber weit und breit nichts davon zu sehen. Das ist für mich ein klares Vergehen. Die Organisation ist schwer zu hinterfragen.
LAOLA1: Wie war ihr Eindruck von dieser Security-Organisation?
Rinner: Diesen Securitys, den Ausdruck verdienen diese Leute gar nicht, ging es gar nicht um Ruhe. Sie droschen wahllos auf unsere Leute ein. Es gibt ein Video, in dem man klar erkennen kann, dass jedem zweiten Sturm-Fan brutal ins Gesicht geschlagen wurde. Es waren ältere Leute, Jugendliche und Frauen unter den Opfern. So eine Security erlebte ich noch nie. Diese Leute kenne ich nur aus Hollywood-Filmen. In der Realität sah ich so etwas noch nie.
LAOLA1: Wie haben sich diese Ordner präsentiert?
Rinner: Sie waren nicht als Securitys gekennzeichnet, sondern hatten eine komische Aufschrift auf den T-Shirts. Vielleicht bedeutete diese Aufschrift „Schlägertrupp“ auf ungarisch. Während der Schlägerei präsentierten sie sich in einer abartigen Siegerpose und klatschten sich ab. Sie feierten vor unseren Augen den Erfolg.
LAOLA1: Was haben Sie dabei empfunden?
Rinner: Ich bin eigentlich ein ruhiger Mensch. Aber in dieser Situation, dachte ich: Wenn ich jetzt könnte, würde ich diesen Menschen etwas tun.
LAOLA1: Hatten Sie im Nachhinein noch Kontakt zu Hemingway?
Rinner: Ich habe keinen Kontakt zu Hemingway – es macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Tatsache ist, dass die gleiche Security-Firma 2002 gegen den VfB Stuttgart ebenfalls im Einsatz war. Damals verprügelten diese Ordner die Stuttgart-Fans auf die gleiche Art und Weise wie die Sturm-Anhänger. Es gab massive Strafen gegen Ferencvaros, das in weiterer Folge dieses Security-Team entließ. Seither arbeiten sie für Honved.
LAOLA1: Wie wird es jetzt weitergehen?
Rinner: Am Montag gab uns die UEFA Bescheid, dass gegen uns ein Disziplinar-Verfahren eingeleitet wird. Ich gehe auch davon aus, dass Honved das gleiche bekommen hat. Wir haben nun bis 14. August Zeit eine Stellungnahme abzugeben. Wir werden alle Beweise, von denen es zum Glück genügend gibt, zusammentragen. Darüber hinaus werden wir wohl eine Schadensersatz-Klage gegen den Klub und die Securitys vornehmen.
LAOLA1: Welche Lehren ziehen Sie noch daraus?
Rinner: Sollten wir je wieder in eines dieser Länder spielen, werden wir unseren eigenen Sicherheitsdienst mitnehmen. Der wird unsere Leute beschützen und den Sektor abriegelen.
LAOLA1: Welche Strafe droht Sturm im schlimmsten Fall?
Rinner: Ich gehe davon aus, dass wir eine Geldstrafe bekommen werden. Aber nur für die Bengalen. Alles andere können wir belegen. Hans Rinner: Wir werden die Verantwortlichen auch zur Rechenschaft ziehen. Einen Täter konnte wir auch schon ausfindig machen. Für ihn werden wir ein Stadionverbot beantragen, das die UEFA noch aussprechen muss.
Das Interview führte Kurt Vierthaler

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