ZitatAlles anzeigenZwischen Traum und Realität
Manager Markus Kraetschmer gilt als Architekt jener Aktiengesellschaft die der Wiener Austria den Weg in eine gesicherte Zukunft weisen soll. Nebenbei werkte der 35-Jährige aber noch an einigen anderen violetten Baustellen.
In den letzten Monaten hatte Kraetschmer - er ist seit 1. November 1997 beim Verein tätig - neben der Vorbereitung der Generalversammlung und der Aktiengesellschaft noch weitere Brocken wie die geregelte Auflösung des Betriebsführungsvertrags mit Magna zu erledigen. Des weiteren galt es die Lizenzunterlagen für die nächste Saison vorzubereiten, der TV-Lenkungsgruppe der Bundesliga beizuwohnen und die hochgehenden Wogen nach den abermaligen Ausschreitungen im großen Wiener Derby gegen Rapid zu glätten.
In einer exklusiven VIP-Loge des Horr-Stadions gab der Fan des FC Liverpool und der Münchner Bayern sportnet.at einen Einblick in sein Leben abseits der Fußballwelt. Weiters sprach er über das Vorzeigeprojekt Rothneusiedl, die damit verbundenen langjährigen violetten Traumvorstellungen sowie die Hoffnung, die AG-Gründung bis zum 31. Mai durchzuziehen. Lesen Sie zudem, warum Kraetschmer stolz darauf ist, dass die Violetten auch im nächsten Jahr das zweithöchste Budget der Liga haben werden.
sportnet.at: Die letzten Wochen und Monate waren für die Austria sowohl wirtschaftlich als auch sportlich richtungsweisend. Als Manager waren Sie vor allem was die Gründung der AG und die Vorbereitung des Budgets für die kommende Saison betrifft federführend. Haben Sie auch Zeit für ein geregeltes Privatleben?
Markus Kraetschmer: ?Es blieb trotz der vielen Geschehnisse der letzten Wochen und Monate Zeit für Privates. Ich lebe Gottseidank in einer Lebensgemeinschaft mit einer Partnerin, die sehr verständnisvoll ist. Beruflich ist in letzter Zeit einiges auf mich eingeprasselt. Es ist aber eine persönliche Stärke von mir, meine Arbeit ruhig und sachlich zu verrichten. Dies hilft ebenso wie meine Politik der kleinen Schritte, step by step die großen Zukunftsziele der Austria zu erreichen. Der wieder eingetretene sportliche Erfolg erleichtert meine Arbeit ebenfalls. Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden.?
Wie sieht Ihr privater Ausgleich aus? Was sind Ihre Hobbies?
?Mein Highlight der Woche ist jeden Montagabend ein privates Fußballmatch mit Freunden und Alt-Austrianern wie zum Beispiel dem Felix Gasselich. Hier kann ich mich austoben, der Kugel nachjagen, abschalten und meinen Geist etwas befreien. Anschließend sitzen wir dann stets noch nett zusammen. Ansonsten versuche ich ein bis zweimal in der Woche laufen zu gehen. Hin und wieder spiele ich Basketball. Mit meiner Lebensgefährtin richte ich gerade ein Haus ein, was auch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Weiters gehe ich gerne ins Kino. Ich versuche zumeist, das Angenehme mit dem Nützlichen, etwa bei einem Abendessen, zu verbinden. Ich bin ja nicht nur Fußballmanager, sondern auch ein großer Fan.?
Die Vertragsverhandlungen mit einigen Leistungsträgern haben begonnen. Wie sieht es mit Coach Georg Zellhofer aus?
?Georg Zellhofer hat bei der Austria Vertrag bis 2008. Er leistet hervorragende Arbeit und ich gehe davon aus, dass er mit Sicherheit auch in der nächsten Saison unser Trainer sein wird. Wir sind auf dem Weg nach oben und er hat eine tolle Vorbereitung mit der Mannschaft absolviert. Die Austria ist bekannt dafür, sich zu bemühen, alle Verträge zu erfüllen.?
Die Lizenz wurde am 15. März fristgerecht eingereicht. Bedeutet dies, dass Frank Stronach den neuen Sponsorvertrag bereits unterschrieben hat und die Umwandlung vom Betriebsführer zum Sponsor abgeschlossen ist?
?Nein. Die Unterschrift ist noch nicht erfolgt, ist aber auch nicht dringend nötig. Nach der positiven Entscheidung des Wiener Gemeinderats bezüglich des Stadionprojekts in Rothneusiedl haben wir von Magna die grundsätzliche Zusage erhalten, dass der Konzern auch in den nächsten Jahren Sponsor-Partner der Austria sein möchte. Jetzt muss alles noch schriftlich fixiert werden. Magna wird uns aber nicht mehr davonlaufen. Es gibt eine schriftliche und juristisch geprüfte Finanzierungszusage. Wir haben für die Lizenzunterlagen einen Brief formuliert, um diesen Bereich abzuschließen und alle Anforderungen zu erfüllen.?
?Jetzt gehen aber die intensiven Detailverhandlungen weiter. Auch in punkto zukünftiger Dressen- und Bandenwerbung, Erlösen aus Spielerverträgen, Transferrechten, etc. Es gibt bereits erste Vertragsmuster und Entwürfe für die Ãœberführung des Vereins vom Betriebsführungsvertrag in die neue AG-Struktur. Spezialisten und Wirtschaftsprüfer bewerten und verhandeln gerade unser Budget, welches mit 15 bis 17 Millionen Euro nach wie vor das zweithöchste in Österreich sein wird. Die Verträge mit den anderen Partnern neben Magna (Verbund, Siemens, bet-at-home.com) sind bereits klar geregelt. Mit dem Kurier planen wir zu verlängern".
"Neben dem wieder erzielten sportlichen Erfolg spürt man seit der positiven Abstimmung der Generalversammlung auch bei unseren Wirtschaftspartnern eine positive Aufbruchstimmung. Zudem haben wir gute Zuwächse bei unseren Mitgliedschaften. Viele wollen mithelfen, dass die Austria in eine schöne Zukunft geht. Die depressive Phase des letzten Sommer und Herbstes scheint vorbei zu sein.?
Wann sollen die Detailverhandlungen für die AG abgeschlossen sein?
?Mein ehrgeiziges Ziel ist der 31. Mai. Bis dahin soll es die Geschäftsordnungen für den Vorstand und Aufsichtsrat geben, sollen die Basisstatuten mit Aufgaben, Rechten und Pflichten verfasst sein und die Gründungsversammlung abgehalten worden sein. Ebenso ist bis dahin geklärt, wie viele und welche Personen in den jeweiligen Gremien vertreten sind. Ab 1. Juli 2007 muss alles bereits laufen, da müssen die technischen und organisatorischen Details abgeschlossen sein, da muss das operative Tagesgeschäft funktionieren.?
Die unendliche Geschichte Horr-Stadion. Seit Ende der 90er-Jahre wird mit dem Neubau-Argument jegliche Investition ins aktuelle Stadion vom Tisch gewischt. Derby-Ausschreitungen wären bei einer ordentlichen Osttribüne vielleicht gar kein Thema. War der Wunschtraum größer als die realistische Einschätzung?
?Es ist vollkommen richtig. Auch ich habe die Investitions-Diskussionen teilweise noch als Fan, dann als Manager miterlebt. In den 80er-Jahren wollte man mit dem Horr-Stadion der Austria eine Heimstätte geben, da der Verein in seiner 96-jährigen Geschichte nie ein eigenes Stadion besaß. Die Stahlrohrtribüne wurde Ende der 90er mit einem Betonfundament versehen, um vom Magistrat die Zustimmung zu erhalten, Wiener Derbys gegen Rapid im Horr austragen zu können. Zwischenzeitlich sind aber in Europa neue Sportpaläste entstanden, die auch für einen Klub wie die Austria die Latte höher gelegt haben.?
?Man hat erkannt, dass ein komplett neues Stadion nötig ist. Die Ost ist kein Ruhmesblatt. Die Austria hat sich aber nie dazu durchringen können, hier in größerem Umfang zu investieren. Denn die Vision "neues Stadion" schwebte stets im Nebel über dem Verteilerkreis und sorgte dafür, dass die Zeit vergeht. Nur das Nötigste wurde renoviert. Die Vergangenheit kann man aber nicht mehr verändern. Doch die Zukunft stimmt positiv, denn so weit wie heute, waren wir in der Stadionfrage noch nie. Es gibt für Magna die vertraglich fixierten Grundstücksoptionen und die Zusage der Stadt in Rothneusiedl etwas Neues entstehen zu lassen. Vielen geht es nicht schnell genug".
"Wir leben aber in einer Demokratie und in einer Stadt mit klaren Vorschriften und einer klaren Gesetzgebung. Gewisse Prozesse müssen durchlaufen werden. Doch das Geld für das Stadion ist da und wird von Magna und der Stadt in die Hand genommen. Der Nebel lichtet sich. Die Austria wird Magna im Bezug auf die Planung, die Stadion-Architektur und Infrastruktur mit Rat und Tat zur Seite stehen, um mögliche Fehler schon im Vorfeld zu minimieren und die Wege für die Fans, aber auch die Sicherheitskräfte, die Journalisten und die VIP-Kunden möglichst kurz und bequem zu halten.?
Am Bau des Stadions besteht auch politisch kein Zweifel mehr. Könnte aber das von Magna ebenfalls geplante Einkaufszentrum dem Projekt zum Verhängnis werden?
?Diese Frage möchte ich nicht als Austria-Manager, sondern als Wiener Gemeindebürger beantworten. Und hier verstehe ich zwei Zugänge nicht. Es entsteht ein neuer und sehr moderner Stadtteil mit Wohnbau, U-Bahn, Schnellstraße, Büros, Gewerbemöglichkeiten und eben einem Einkaufszentrum. All das ermöglicht der Stadt auch neue Einnahmen. Hier entsteht nicht nur ein Stadionkomplex der nicht refinanzierbar ist, sondern viel mehr. Es ist ein durchdachtes Konzept. Aus meiner Sicht wird hier von der Opposition versucht, politisches Kleingeld zu wechseln. Ich verstehe auch den Zugang der Wirtschaft nicht, die sich um die Nahversorgung sorgt.?
Was passiert mit dem Horr-Stadion wenn die neue Arena fertig ist?
?Das Stadion gehört der Gemeinde Wien. Die Austria hat 1999 mit der Eröffnung der Südtribüne einen 40-Jährigen Pachtvertrag abgeschlossen. Da aber auch die Gemeinde hinter Rothneusiedl steht, wird man hier sicher eine Lösung finden. Möglicherweise wird die Austria weiter hier trainieren. Unser Nachwuchs und die Amateure hätten hier Möglichkeiten. Für den gesamten Klub könnte hier ein Trainingszentrum entstehen. Diese Klubphilosophie habe ich. Ich bin aber, wie gesagt, nicht der Eigentümer. Auch die Tribünen und die VIP-Logen sollten eine passende Nachnutzung finden. Seit Jahren sucht etwa die Football-Mannschaft der Vienna Vikings eine echte Heimstätte.?
Kraetschmer: "Der Klub möchte kein Netz"
Manager Markus Kraetschmer gilt als Architekt jener Aktiengesellschaft die der Wiener Austria den Weg in eine gesicherte Zukunft weisen soll. Nebenbei werkte der 35-Jährige aber noch an einigen anderen violetten Baustellen.
Im zweiten Teil des sportnet.at-Interviews äußert sich Kraetschmer zu Fan-Bedenken gegenüber neuen sichtbehindernden Werbebanden im Stadion, mögliche Maßnahmen gegen Fußball-Rowdies, warum der Verein kein Netz vor der Westtribüne spannen möchte, seine Sicht der Dinge zum TV-Vertrag und die Pläne für die 100-Jahr-Feier 2011.
Entsteht durch die neue Jumbo-Bande vor der Westtribüne neues Konfliktpotenzial mit den eigenen Fans?
?Nein. Als wir mit bet-at-home den Sponsorvertrag abgeschlossen haben, wurde auch mit den Fans durch unseren Fankoordinator gesprochen. Die Fantransparente sind für die Fankultur wichtig. Das ist uns bewusst. Hier ging es auch um den wirtschaftlichen Aspekt und der Verantwortung gegenüber unseren Sponsoren. Transparente in einer gewissen Größe, Höhe und Breite sind weiterhin sichtbar. Zudem entsteht für die Fans der West durch die neue Bande keine Sichtbehinderung zum Spielfeld. Wie immer ist hier ein Kompromiss gesucht worden, mit dem alle leben können. Ich möchte keinem unserer führenden Fanklubs irgendetwas wegnehmen. Ein gewisses Maß an Flexibilität ist aber nötig.?
Ist nach dem Bengalen-Wurf auf Rapid-Goalie Helge Payer ein Netz für die Westtribüne aktueller denn je?
?Das Thema Netz beschäftigt uns seit Jahren. Es wäre aber in jedem Fall eine Sichtbehinderung. Auch unsere Fans auf der West sind zahlende Kunden. 98 Prozent wollen nur ihre Mannschaft unterstützen und haben keine Dummheiten im Sinn. Der Klub möchte das Netz nicht. Mittlerweile würden es aber auch viele Fans sogar einsehen. Sollte die Bundesliga und das zuständige Magistrat als Veranstaltungsbehörde ein Netz vorschreiben, müssten wir es ohnehin durchsetzen. In diesem Fall wären dann aber auch Investitionen in neue Beleuchtung nötig, um unsere Fans weiterhin vor allem im Fernsehen sehen zu können. Die Gespräche zu diesem Thema sind noch nicht abgeschlossen. Des Weiteren werden wir uns aber gegenüber allen Derby-Krawallmachern, die wir erwischen, schadlos halten. Wir denken nicht daran, die Reparaturkosten auf der Osttribüne (Anm.: rund 10.000 Euro) selbst zu bezahlen. Gegen die 50.000-Euro-Strafe der Bundesliga haben wir ja bereits Protest eingelegt.?
Welche Maßnahmen können in Zukunft gesetzt werden um Rowdies besser aussortieren zu können? Was halten Sie von der angedachten Hooligan-Datenbank?
?Ich möchte die Problematik an einem aktuellen Beispiel erklären. Am Samstag hatten wir die SV Ried im Horr-Stadion zu Gast und die Innviertler haben im Vorfeld die Fan-Gruppe ?Glory Boys? mit Stadionverbot belegt. Dieses aber in ganz Österreich lückenlos umzusetzen, ist bei der derzeitigen Gesetzeslage nicht einfach. Ich habe Mails von Datenschützern bekommen, dass bei der Weitergabe von Namenslisten zahlreiche Dinge zu beachten sind. Der Datentransfer ist selbst für die Polizei nicht einfach. Die Namen der bedenklichen Rieder Fans liegen der Austria zwar vor, dürfen aber nicht publiziert werden. Der rechtliche Rahmen ist sehr schwierig. Bei einem falschen Vorgehen, ist man vor Klagen nicht geschützt. Dass es während den Spielen zu Vorfällen kommen kann liegt auch daran, dass der Ordnerdienst die Fans bei einem zu erwartenden Fehlverhalten nur mahnen und hindern kann, jedoch nicht eingreifen darf. Die Polizei wiederum darf erst eingreifen, wenn ein rechtswidriges Delikt vorliegt.?
Thema TV-Vertrag. Sie sitzen auch in der TV-Lenkungsgruppe der Bundesliga. War es nicht ein Fehler, mit dem ORF so früh abzuschließen?
?Ich bin in der Arbeitsgruppe vertreten. Wir sind seit Monaten sehr professionell an die Sache heran gegangen. Im Gegensatz zu 2004 haben wir versucht, schon im Vorfeld die Interessen der Liga abzustecken. Der Abschluss mit dem ORF war ein wichtiges Signal. Hier haben wir aber nur ein Teilpaket verkauft. Es war wichtig, den größten österreichischen Free-TV-Partner ins Boot zu holen. Auch bei Sponsorverhandlungen wurde deutlich, dass die Ãœbertragungen im Free-TV ein wichtiger Punkt sind. Für das zu vergebende Pay-TV-Paket gibt es zumindest zwei Anbieter. Das ist für die Liga positiv, weil es nicht so ist, dass es nur Premiere gibt. Wir hatten mit Premiere in den letzten Jahren eine tolle Partnerschaft gelebt und neue Maßstäbe in der Produktion und der Berichterstattung des österreichischen Fußballs gesetzt. Ich würde mich freuen, wenn Premiere weiter dabei bleibt. Es ist aber ein Abwägen der Kosten-Nutzen-Situation. Zudem war es nicht ideal, 2004 die gesamten Rechte einem Partner zu überschreiben. Die Bundesliga vertreibt das Produktionssignal nun selbst und ist nicht mehr nur Zuschauer.?
?Des Weiteren muss die Berichterstattung von dem der die weiteren Rechtepakete erhält, weiter ausgebaut werden. Die Analysen am Matchtag oder am Tag danach sind nicht mehr genug. Es gibt jeden Tag etwas, von dem es sich lohnt das darüber berichtet wird. Dies würden auch die Sponsoren mit Freude aufnehmen. Mein Vorbild ist hier das DSF mit seiner täglichen Sendung 'Bundesliga aktuell'".
Gibt es schon Pläne für die 100-Jahr-Feier 2011?
?Die 100-Jahr-Feier ist Teil unserer langjährigen Vision. Die Austria wird 100 Jahre und soll diese Feier in einem neuen adäquaten und modernen 30.000 Zuschauer fassenden Stadion feiern. Zudem sollen dann auch verstärkt Spieler aus dem eigenen Nachwuchs und der Akademie den Sprung in die Kampfmannschaft geschafft haben. Internationales Ziel bleibt die Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase in der Saison des 100-jährigen Bestehens. Wir sind stolz darauf diesen Geburtstag bald mit allen Austria-Fans auf diesem Level feiern zu dürfen. Man darf nicht vergessen, dass dies noch im November 2005 und sogar bis vor einigen Wochen alles andere als sicher war.?
Also man kann sagenwas man will, aber ich denke wir haben mit Kraetschmer und Parits ein sehr kompetentes und sympathisches Duo an unserer Spitze!!! Ich weiß das einige von euch nicht viel von ihm halten, dem möchte ich entgegenhalten das er erstens mit Leib und Seele Austrianer ist, zweitens lange vor Stronach schon im Verein tätig war, also auch wo es finanziell nicht so gut um uns stand, und drittens fast immer in Gremien einberufen bzw. sitzt die was mit fussballspezifischen Sachen zu tun haben, ergo kann er kein schlechter sein wie ich finde!!!