Die Austria glaubt, ihr eigenes "Fanproblem" vom Herbst im Griff zu haben und versteht die Vorgangsweise des LASK nicht.
Mittwoch, 11. März 2009 von: Michael Lechner, Gernot Hörwertner
Rechte Fans: FAK kontert LASK
Die sportnet.at-Story über rechtsextreme Parolen einiger LASK-Anhänger im Match bei der Wiener Austria zieht immer weitere Kreise. Die Austria fordert vom LASK mehr Zivilcourage ein!
"Wiener Juden" und "Linz ist total rechtsradikal": Beim Spiel zwischen Austria und LASK am vergangenen Samstag sollen einige Linzer Fans rassistische Parolen skandiert haben. Entsetzte LASK-Fans, die am Samstag im Block gestanden sind, berichten davon im Internet und via E-Mail. sportnet.at hat die Geschehnisse aufgegriffen und am Dienstag veröffentlicht.
sportnet.at deckt auf: Fans im rechten Zwielicht!
Der LASK hat die Vorfälle bestätigt ("wir haben es intern geregelt"), die Verantwortung für die Initiierung von Stadionverboten aufgrund rassistsicher Äußerungen und Verstößen gegen das Verbotsgesetz aber von sich geschoben und auf die Bundesliga und ihre Richtlinien verwiesen. Doch auch die Liga fühlt sich nicht zuständig. Ohne Anzeigen seien ihr die Hände gebunden. Die Polizei vor Ort habe nichts gesehen oder gehört.
Bedenkliche Postings im LASK-Forum
Die Causa zieht mittlerweile immer größere Kreise. Denn sportnet.at-Informationen zufolge, soll es sich nicht nur um "dumme" oder betrunkene Jugendliche gehandelt haben, sondern sehr wohl um eine Fangruppe, die tatsächlich der rechten Szene zuzuordnen ist. Anhänger, die nicht das erste Mal ein LASK-Spiel besucht haben, sondern in der Linzer Fanszene bekannt sind.
Welche Leute im Dunstkreis des LASK ihren Umgang pflegen, ist auch an Forum-Postings erkennbar, die Montag und Dienstag geschrieben wurden. Unter anderem ist zu lesen: "Gibts leider überall, also einfach ned zu viel aufregen", "Im Moment finde ich circa tausend andere Sachen in diesem Verein, die mich mehr stören als ein paar "solcher" Fans", "Wer Stadionparolen politisch sieht, der ist im Stadion sowieso falsch aufgehoben" oder "Seid doch mal ehrlich, nicht nur Linz ist total Rechts, in jedem von uns steckt ein kleiner Rechter". Blödes Gerede einer kleinen Minderheit, oder doch große insgeheime Zustimmung zu rechten Tendenzen?
Schwarzlantner: "Haben unsere Fanprobleme selbst gelöst"Austria reagiert mit Unverständnis
Die Bundesliga versucht diplomatisch zu bleiben und ruft beide Klubs zum Handeln auf. Bei der Austria reagiert man auf den Verweis, dass es eine Veranstalterhaftung gibt, mit Unverständnis. Der LASK hätte eigene Fanbetreuer und szenekundige Beamte vor Ort gehabt und kennt die eigene Fangruppe viel besser. Die Violetten, im Spätsommer und Herbst 2008 selbst mit einem "Fanproblem" in den eigenen Reihen konfrontiert, hätten nach dem Böllerwurf auf Georg Koch und Ausschreitungen in Kapfenberg Stadionverbote als "Auswärts-Klub" selbst angestrebt und die Klärung des Sachverhalts eingeleitet.
sportnet.at im September 2008: Fangewalt? Kraetschmer: "Wollen keine Selbstjustiz"
Schwarzlantner: "Wollten uns nicht zurücklehnen"
Rechtsextreme Vorfälle gabs bei der Austria im September 2008, als drei Personen im UEFA-Cup-Heimspiel gegen Lech Posen das Vorsängerpodest auf der Fantribüne erklommen und rechte Parolen skandiert hatten. "Wir haben das als Klub in die Hand genommen und eng mit den staatlichen Behörden des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BVT) zusammengearbeitet. Für den Verein war es mit Stadionverboten gegen drei Personen zu Ende. Ich weiß, dass es auch noch Strafrechtliche Verfahren gegen die Beteiligten gab", berichtet FAK-Fanbetreuer Martin Schwarzlantner.
"Wir waren an der Aufklärung interessiert, weil wir solche Leute nicht auf unserer Fantribüne sehen wollen. Wir hätten uns zurücklehnen können, doch das wollten wir nicht." Aktuell gibt es bei der Austria etwa 20 aktive Stadionverbote.
Hat sich die Vorgangsweise der Austria nach einem halben Jahr positiv ausgewirkt? Schwarzlantner: "Es wäre falsch zu sagen, dass nie wieder etwas passiert. Doch ich sehe schon, dass der Reinigungsprozess, den der Klub unter den Fans angestoßen hat, geklappt hat. Wir haben klar aufgezeigt, welche Leute und Taten wir nicht in unserem Stadion sehen wollen. Doch die Austria fährt eine Zwei-Schienen-Taktik, weil man nicht nur ausgrenzen darf, sondern auch einbinden muss." Seit 1. März gibt es bei der Austria eine zweite, weibliche hauptberufliche Fanbetreuerin. Das neue Fanzentrum im Bauch der Osttribüne wird demnächst eröffnet.