Fancheck - Die Bundesliga als Zweiklassengesellschaft
Es ist nicht leicht, ein Fan eines österreichischen Bundesligaklubs
zu sein. Schon gar nicht, wenn man 13 Jahre alt ist und versucht, mit
seinen Idolen in näheren Kontakt zu kommen. Da gibt's keine Chance, wie
einem freundlich erklärt wird. Doch manche Vereine haben es scheinbar
nicht einmal nötig, auf Fananfragen überhaupt zu antworten. sportnet.at
checkte die Bundesligavereine auf ihren Umgang mit ihren Anhängern.
Ein kurzer Blick auf den Versuchsaufbau. Man nehme: Ein 13 Jahre altes
Mädchen, das zwei Wünsche an ihren Lieblingsverein richtet. Einerseits
den vernünftigen nach Autogrammkarten der Bundesliga-Stars.
Andererseits den unrealistischen nach einem persönlichen Besuch eines
Spielers im Rahmen der Geburtstagsfeier des kleinen Mädchens. Diese
beiden Ansinnen wurden an die E-mail-Adressen geschickt, welche die
Vereine auf der Website der Bundesliga als Kontakt angegeben hatten.
Wir dachten, geben wir den Klubs zehn Tage Zeit, obwohl das einer
Qualitätskontrolle wohl kaum standhalten würde. Und die Geduld der Fans
auf die Probe stellt. Und so reagierten die Klubs:
Sehr Flott: Die SV Ried
Monique Schlegel vom Sekretariat der SV Josko Fenster Ried legte die
Bestzeit hin. Am Morgen des nächsten Tages, sechs Minuten nach 9 Uhr
rauschte die Antwort in die Inbox: Autogrammkarten kosten 5 Euro und
würden sofort zugesandt. Der Wunsch nach einem Besuch durch Emin
Sulimani, den sich die kleine Sandra gewünscht hatte, wurde in der
Antwort ignoriert.
Die freundlichen Erklärer
Auf Platz 2 in der Speedwertung: Red Bull Salzburg. Michaela
Schernthaner verweist später am selben Tag auf den online-Shop,
bedauert aber, dass Marc Janko aufgund seiner Verletzung nicht
persönlich zum Geburtstag gratulieren kann. Der Verdacht keimt
allerdings auf, dass ein gesunder Sturmtank ebenfalls nicht nach Wien
gereist wäre.
Platz 3 geht an Rapid Wien. Die Hütteldorfer können Helge Payer nicht
abstellen, das koste einfach zu viel Geld, hieß es einen Tag darauf in
der freundlichen Antwort aus dem Fanshop. Immerhin bekommt Sandra in
diesem Fall aber eine original von Teamtorwart Payer unterschriebene
Autogrammkarte zum Geburtstag. Außerdem kann man rund um die Uhr im
Online-Shop einkaufen.
Der Fankoordinator des FAK Austria Magna wählt seine Worte bewusst.
Einfach formuliert wird die Komplexität des Profilebens, der vielen
Termine und der vielen Wünsche, die an die Spieler herangetragen
werden, erklärt. So fühlt sich Sandra weder gefrotzelt noch
überfordert. Und Autogrammkarten gibts obendrauf. Römisch eins für den
Kollegen aus Favoriten. Da verschmerzt man auch die drei Tage Wartezeit
auf Antwort.
Spät, aber hochanständig
War Ihr Verein schon dabei? Nicht? Nun, zwei Teams haben sich noch die
Mühe der Antwort gemacht. Sechs Tage nach dem Ausgangsmail bekommt
unsere Testperson nochmals elektronische Post. Ralph Spirk kann nicht
zur Fete kommen. Er hat Training. Mehr als das hätte niemand erwartet.
Doch Sandra hat dennoch Grund zur Freude. Ein Geburtstagsgeschenk, an
dem sich Ralph persönlich beteiligt hat, war bereits auf dem Post-Weg
nach Wien. An dieser Stelle möchten wir den GAK wirklich loben. In der
Situation, in der sich der Verein befindet: Respekt. Ein Musterbeispiel.
Gerade noch rein gerutscht ist auch Wacker Innsbruck. Die Tiroler
antworten sieben Tage nach dem ursprünglichen Mail, und das mit
ausgesuchter Höflichkeit. Die 13-Jährige wird respektvoll gesiezt und
bekommt einige Autogrammkarten zugeschickt. Marcel Schreter tut sich
die Reise nach Wien nicht an. Auch er muss trainieren.
Diese Vereine können sich allesamt als Sieger des sportnet.at-Fanchecks
fühlen. Besonders beim GAK und der Wiener Austria bekommt man als Fan
richtig Aufmerksamkeit geschenkt, Ried beeindruckt mit dem Sonderpreis
für Topspeed.
Die Drückeberger
Nun zu den Verlieren. Es gibt für mich zwei Gründe, warum aus Altach,
Pasching, Mattersburg und von Sturm Graz keine Antwort kam. Entweder,
und das will ich - in dubio pro Reo - hoffen, lesen die
Klubverantwortlichen ihre Posteingänge nicht oder haben sich derart vor
Spam geschützt, dass harmlose Mails mit dem Betreff "Fananfrage" gar
nicht erst ankommen.
Oder, und das darf eigentlich selbst angesichts der Aussagen von
Paschings Präsident Franz Grad zum Thema Fans (erinnern Sie sich?)
eigentlich nicht wahr sein, das Interesse der Fans geht den Vereinen am
verlängerten Hinterteil vorbei. Oder wie sehen Sie das?
quelle: sportnet.at