ZitatAlles anzeigen@ http://www.laola1.at
"02.02.2010, 19:57 Uhr
"Ich ziehe mich definitiv aus dem Geschäft zurück"
Wien - Ein Blick auf Paschings Kader lässt eigentlich große Ziele vermuten.
Schicklgruber, Kovacevic, Kiesenebner, Kablar oder Brunmayr - alles Spieler, die sich schon in der Bundesliga oder gar im Nationalteam bewiesen haben.
Und nun kommt mit Sand, Mimm, Ketelaer, Pircher und Schriebl ein weiteres Quintett mit reichlich Profi-Erfahrung hinzu.
Ziemlich viel Aufwand für einen Klub, der in der Regionalliga Mitte festklebt, weder aufsteigen darf, noch mittelfristig aufsteigen möchte.
LAOLA1 fragte deshalb bei Präsident Franz Grad nach, was er mit seinem Verein wirklich vorhat, wie lange er noch im Amt bleibt, was er von Nachfolge-Klub Austria Kärnten hält und wie er das Theater in der Bundesliga mitverfolgt.
LAOLA1: Herr Grad, mit Sand, Mimm, Ketelaer, Pircher und Schriebl hat Pasching wieder fünf Bundesliga-erprobte Spieler geholt.
Franz Grad (unterbricht): Ja, aber Sie müssen auch sehen, dass alle bis auf Pircher keinen bestehenden Vertrag gehabt haben.
LAOLA1: Die Qualität ist trotzdem unbestritten, gerade für die Regionalliga.
Grad: In der heutigen Zeit ist es für Spieler aber genauso schwierig einen Arbeitsplatz zu finden, wie für jeden anderen Arbeitnehmer.
LAOLA1: Aber es wird doch Hintergründe geben, warum man solche Spieler holt?
Grad: Überhaupt nicht. Es geht nur darum, die Leute zu beschäftigen. Bei uns kriegen sie wenigsten ein bisschen Geld. Und bevor sie nur herumstehen und trainieren, sollen sie lieber bei uns spielen. Wenn sie Herrn Ketelaer fragen, wird er ihnen sagen, dass er nur mehr verzweifelt war. Auch ein Herr Mimm.
LAOLA1: Das klingt im modernen Fußball-Business sehr edel.
Grad: Das hat mit edel oder nett nichts zu tun. Hier ist ein Bedarf, dort gibt es Spieler. Wir sind ja nicht zu anderen Vereinen gegangen und haben Spieler abgeworben. Pasching hat in den letzten zwei Jahren schon diesen Weg verfolgt.
LAOLA1: Was sind nun die Ziele von Pasching?
Grad: Sportlich ist es für uns völlig uninteressant. Die Leute sollen sich darstellen, wir geben ihnen die Plattform. Wir können uns weder zurück, noch nach vor bewegen. Aber die Spieler können sich bei uns für andere Vereine empfehlen.
LAOLA1: Es gibt also kein Schlupfloch, dass sie doch noch aufsteigen können?
Grad: Nein, das Regulativ sieht vor, dass wir nicht aufsteigen dürfen. Wir sind noch keine drei Jahre in einem Landesverband eingegliedert – uns fehlen drei Monate. Aber das wussten wir ohnehin schon länger. Ich gehe sicher nicht betteln, dass man uns irgendwo nimmt.
LAOLA1: Die Saison ist also sportlich eher wertlos für ihre Mannschaft oder?
Grad: Wertlos nicht, denn letztenendes sind immer noch 18 Spieler am Werk, die in dieser Liga ihr Bestes geben wollen. Wir werden sehen, was die anderen Mannschaften dagegen halten können. Sportlich wertlos wäre es, wenn wir uns gehen lassen und mit einer B-Truppe weiterspielen würden.
LAOLA1: Was hat Pasching mittelfristig vor?
Grad: Jetzt denken wir mal nur bis zum Saisonende. Was ab Juni passiert, weiß ich nicht.
LAOLA1: Wird das definitiv ihre letzte Saison?
Grad: Ja, das ist definitiv meine letzte Saison. Unumstößlich. Es ist erledigt. Im österreichischen Fußball ist nichts zu bewegen. Es reizt mich gar nichts.
LAOLA1: Die ADEG Liga reizt sie ja sowieso nicht oder?
Grad: Nein, und es interessiert mich auch nicht, da Verbesserungsvorschläge zu bringen. Es sind schon Jahrzehnte Funktionäre am Werk, die keine Ahnung haben. Die Steirer preisen die Regionalliga als das Höchste an und dann geht uns ein Regionalligist (GAK, Anm.) dort verloren. Manche Funktionäre wissen gar nicht, was die Vereine in so einer Liga mitmachen.
LAOLA1: Wäre eine Besserung in Sicht, hätten sie dann noch Lust?
Grad: Für mich ist es einfach erledigt. Es stellt sich die Frage, nach dem wie, wer oder was nicht mehr. Wir haben gezeigt, was ein kleiner Verein ausrichten kann, wenn er sich vernünftig aufstellt. Und das ganz ohne Schulden. Das ganze Hick-Hack um die Erste Liga nervt mich einfach. Wenn Sie mir da fünf gesunde Vereine aufzählen können, sind Sie schon ein Wunderwuzzi. Und in der Regionalliga finden's überhaupt keinen.
LAOLA1: Verfolgen Sie eigentlich das aktuelle „Theater“ um die TV-Rechte?
Grad: Ja, das ist sehr interessant. Es ist im europäischen Fußball einer der wesentlichsten Punkte überhaupt. In Österreich macht es zwar nicht so viel aus, aber für Vereine mit kleineren Budgets sind das auch enorme Summen. Ich verstehe da beide Seiten – also sowohl den Herrn Edlinger, als auch den Rest.
LAOLA1: Welchen Standpunkt hätten Sie da vertreten?
Grad: Das ist nicht wichtig. Wir lukrieren kein TV-Geld mehr, also spielt das keine Rolle. Wichtig wäre, wenn es überhaupt Geld geben würde. Für die Erste Liga sehe ich da schwarz.
LAOLA1: Zumal jetzt auch noch der Sponsor mit Ende der Saison abspringt.
Grad: Das hätte man sich vorher überlegen sollen. Aber da waren wieder Leute am Werk, die geglaubt haben, die ADEG Liga wäre nur eine Zwischenstation. Und dann sind sie ohnehin wieder oben. Die werden sich alle irren. In der nächsten Zeit sind die Aufstiegsplätze sowieso vergeben. Die ADEG Liga ist vollkommen uninteressant.
LAOLA1: Wäre Sie mit 16 Mannschaften interessanter?
Grad: Mit Sicherheit. Wenn das in Aussicht stünde, wäre das ein Anreiz. Auch im Hinblick auf die Jugendarbeit. Es wäre ja auch eine Ausbildungsstätte für die zehn da oben. Aber aus der Regionalliga mittelfristig in die Bundesliga aufsteigen, ist ganz unmöglich.
LAOLA1: Wenn man sich aber Paschings Kader ansieht, könnte man meinen, Sie haben doch Größeres vor. Immerhin tummeln sich Spieler wie Kiesenebner oder Kovacevic im Aufgebot...
Grad: Kiesenebner da heraus zu picken wäre unfair. Er hatte eine sehr schwere Knieverletzung und deswegen auch kaum gespielt. Es war das Bemühen des Herrn Zellhofers, Kiesenebner wieder auf den sportlichen Weg zurückzuführen. Wenn das nicht gelingt, wollen wir ihm eine Ausbildung im zivilen Beruf ermöglichen.
LAOLA1: Es liegt ja nur der Verdacht nahe, dass Pasching für mehr plant.
Grad: Nein, vergessen Sie's! Pasching kann sich's leisten, unseren ehemaligen Fußballern Perspektiven aufzuzeigen und Sachen zu ermöglichen. Wir ermöglichen Schicklgruber beispielsweise, dass er eine Tormannschule aufmachen kann. Halten Sie uns für romantisch, aber wir haben noch ein gewisses Ehrgefühl und eine Verpflichtung. Dieser Verein wird einfach anders geführt.
LAOLA1: Blutet Ihnen eigentlich das Herz, wenn sich nach Kärnten blicken?
Grad: Mein Gott, da brauche ich doch nicht nur nach Kärnten schauen. In der Steiermark ist es nicht besser. In Kärnten betrifft es einen Verein, wo man etwas Gutes tun wollte. Aber das Land hat nach dem Tod des Herrn Landeshauptmann ganz andere Probleme. Irgendwann wird sich die Lage wieder normalisieren. Aber grundsätzlich ist es sehr schwer, in Kärnten einen Profi-Verein zu erhalten.
LAOLA1: Woran liegt das?
Grad: Das liegt sowohl an den Funktionären, als auch an der Infrastruktur. Das Stadion wäre zwar hervorragend, aber es gibt keine Wirtschaft, die dahinter steht. Die Eishockey-Vereine sind von Einzelpersonen abhängig, ansonsten passiert da unten ja gar nichts.
LAOLA1: Sie sehen also für die Kärntner Fußball-Zukunft schwarz?
Grad: Es werden einfach zu viele Fehler gemacht. Ein Fußball-Verein ist einfach anders zu führen, als eine normale Firma.
LAOLA1: Man hört, Sie wären interessiert, in Kärnten einzusteigen.
Grad: Wer? Ich? Ich habe vor Jahrzehnten mal versucht, mit meiner Firma etwas zu machen. Aber ich habe nicht gewusst, wie mir geschieht. Die arbeiten ja nur sechs Monate im Jahr. Im Sommer machen die einen Pause, im Winter dann die anderen. Das ist unmöglich.
LAOLA1: Ein zweites Gerücht ist, dass Sie einen Zweitligisten – Gratkorn und FC Lustenau werden gehandelt – übernehmen könnten.
Grad: Nein, ich werde mich definitiv aus dem Fußball-Geschäft zurückziehen. Ich habe einfach genug. Der Amateur-Fußball bietet einfach keinen Reiz. Mir tut nur der Constantini Leid. Was da wieder passiert, ist nicht erbauend. Wie soll er eine konkurrenzfähige Mannschaft aufbauen?
LAOLA1: Was meinen Sie genau?
Grad: Jeder redet von der Jugendarbeit und dass wir da so viel leisten und so gut sind. Und dann bringt er die Jungen und die Vereinstrainer schreien schon wieder. Ich hätte mir das leichter vorgestellt. Im Konzert der Großen werden wir sowieso nie mitspielen, aber dann darf man sich auch nicht ständig auf die Brust klopfen, wie gut wir nicht in der Jugendarbeit sind.
LAOLA1: Haben Sie eigentlich je bereut, so lange in diesem Geschäft tätig gewesen zu sein?
Grad: Überhaupt nicht. Es ist eine Erfahrung, die man mal gemacht haben muss. Dann kann dir keiner etwas erzählen. Viele erzählen ja, dass sie das Gelbe vom Ei erfunden haben.
LAOLA1: Pasching war für die Größe immer relativ erfolgreich.
Grad: Was heißt relativ? Wenn man uns in Ruhe gelassen hätte, wer weiß, was da noch entstanden wäre. Herr Mateschitz und Herr Jara haben uns damals die ganze Offensiv-Abteilung weggenommen. Und uns dann noch bezichtigt, dass wir zu viel verlangt hätten. Das war überhaupt das Größte von den Beiden. Natürlich haben sie Geld gekostet, aber im Vergleich, was er dann verpulvert hat, war das gar nichts.
Das Interview führte Kurt Vierthaler"
Interessante Aussagen sind allemal dabei, auch wenn mich Grad irgendwie an Michael Endes "Uralte Morla" erinntert, da ihn scheinbar ja gar nichts mehr interessiert und alles irgendwie unwichtig für ihn erscheint ... Auf der anderen Seite fühlt er doch dem ein oder anderem Problem im österreichischen Fußball auf den Zahn ...