Köln: Schiedsrichter-Streik

  • Nach dem Verband Berlins streikt nun auch die Kölner Schiedsrichter:


    Kölner Schiedsrichter streiken an diesem Sonntag 🔥 Der Schiedsrichter-Ausschuss des Fußballkreises Köln hat im Laufe dieser Woche einstimmig beschlossen, an diesem Sonntag im Kreisgebiet keine Unparteiischen zu den Spielen der Herren von der Kreisliga A bis zur Kreisliga D zu entsenden. Alle angesetzten Schiedsrichter wurden von uns vorab telefonisch informiert, bevor sie von ihren Spielen abgesetzt worden sind, und unterstützen den Beschluss soldarisch.
    Mit diesem Ausstand soll ein deutliches Zeichen gegen die Gewalt und die zunehmende Verrohung gesetzt werden, denen die Schiedsrichter auf den Fußballplätzen ausgesetzt sind. Wir beobachten diese Entwicklung schon seit längerem mit großer Sorge und zunehmendem Unmut. Bereits in der vergangenen Saison 2018/19 gab es eine Reihe von schwerwiegenden, gänzlich inakzeptablen Angriffen auf Kölner Schiedsrichter. Nur einige Beispiele:
    – Bei einem Spiel in der Kreisliga D wurde der Unparteiische von Spielern und Zuschauern der Gastmannschaft zusammengeschlagen. Selbst als er schon am Boden lag, trat man noch auf ihn ein. Der Kollege erlitt gravierende Verletzungen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Auch die Polizei war im Einsatz.
    – In einer Partie der Kreisliga D wurde der Schiedsrichter rassistisch angegriffen: Ein Spieler, dem er die Gelb-Rote Karte gezeigt hatte, beleidigte den Kollegen lautstark als „Nigger“.
    – Bei einer Begegnung in der Kreisliga D würgte der Torwart der Heimmannschaft den Referee nach einer Entscheidung.
    – In einem Spiel in der Kreisliga B spuckte ein Spieler dem Unparteiischen nach dem Erhalt der Roten Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung ins Gesicht.
    In der Saison 2018/19 gab es in den Kölner Herren-Kreisligen A bis D zehn tätliche Angriffe gegen Schiedsrichter. Hinzu kommen 56 Vorfälle, in denen der Unparteiische während des Spiels oder nach dem Schlusspfiff beleidigt oder bedroht wurde. Und das sind nur die Zahlen, die wir auf der Grundlage der Spielberichte für den Seniorenbereich ermittelt haben. Wir sind nicht mehr bereit, diese Vorfälle als unvermeidliche Geschehnisse zu betrachten, die zum Fußball dazugehören.
    Oft wird darauf hingewiesen, dass die Spiele, in denen es zu Beleidigungen, Bedrohungen oder gar Angriffen gegen Schiedsrichter kommt, prozentual nur einen sehr kleinen Teil ausmachen. Das ist zwar richtig. Doch Angriffe auf die Unparteiischen – bundesweit gab es laut DFB in der Saison 2018/19 insgesamt 2.906 davon! – haben für die Betroffenen oft schlimme, manchmal sogar langfristige Folgen. Da hilft kein Verweis darauf, dass die deutlich meisten Partien ohne solche Vorfälle ablaufen.
    Das Fass zum Überlaufen brachte für uns nun ein weiterer schockierender Zwischenfall, der sich Anfang November in einem Spiel der Kreisliga D zugetragen hat. Dort gingen nach Spielende mehrere Spieler der Gastmannschaft auf den Schiedsrichter los: Erst beschimpften und beleidigten sie ihn, dann jagten sie ihn über den Platz. Zweimal versuchten sie dabei, ihn mit Tritten zu Fall zu bringen.
    Der Unparteiische blieb bei seiner Flucht vor den Angreifern zwar auf den Beinen, erlitt jedoch eine offene Wunde und ein Hämatom. Schließlich bekam er noch einen „Wischer“ am Kopf ab, eine Trinkflasche verfehlte ihn knapp. Nur mit Mühe konnte er sich in die Kabine retten. Der Kollege musste sich in ärztliche Behandlung begeben.
    Die Attacke ist in einem Amateurvideo dokumentiert, mehrere Medien haben darüber berichtet, unter anderem der WDR, der Express und die Kölnische Rundschau. Wir sind fassungslos über diesen gewalttätigen Angriff, der einer Hetzjagd gleichkommt. Wir Schiedsrichter sind kein Freiwild!
    Nachdem in der jüngeren Vergangenheit bereits die Unparteiischen im Saarland und in Berlin wegen der zunehmenden Gewalt gegen die Unparteiischen für einen Spieltag in den Ausstand getreten sind, schließen wir uns nun an. Die Entwicklung ist alarmierend, es muss ein deutliches Stopp-Zeichen gesetzt werden. Daher haben wir beschlossen, dass die Mannschaften in den Kreisligen der Herren an diesem Sonntag ohne Schiedsrichter auskommen müssen. Dies ist auch ein Zeichen der Solidarität mit den angegriffenen Kollegen!
    Wir fordern eine harte Bestrafung derjenigen, die Schiedsrichter beleidigen, bedrohen oder sogar tätlich angreifen. Wir fordern außerdem einen besseren Schutz der Unparteiischen bei ihren Spielen, der durch Ordner zu gewährleisten ist. Ferner fordern wir eine bessere Betreuung der Schiedsrichter bei ihren Einsätzen durch die Vereine. Wir sind nicht bloß ein notwendiges Übel, sondern Sportler wie die Spieler!
    Außerdem muss es zu einem regelmäßigen Dialog mit Vereinen, Vertretern des Kreises und den Unparteiischen kommen, um der Gewalt präventiv entgegenzuwirken. So, wie es derzeit ist, kann es nicht weitergehen!
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    Der KSA des Fußballkreises Köln im FVM e. V.

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