Okoties Fall ins Loch - "Psychische Gründe"

  • Wien – In der letzten Saison mussten die Austria Amateure lange um den Klassenerhalt zittern.



    Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Mittlerweile stehen die Jung-Veilchen nämlich an der Spitze der Tabelle.



    Das überrascht auch Thomas Janeschitz ein wenig. Der Coach spricht im Sport1-Interview über seine Talente und seine persönliche Zukunft.




    Sport1: Sind Sie überrascht, dass die Austria
    Amateure nach der letzten Saison, in der sie gegen den Abstieg gekämpft
    haben, jetzt ganz oben stehen?



    Thomas Janeschitz: Es ist überraschend, dass wir
    wirklich ganz vorne stehen. Weniger überraschend ist, dass wir uns in
    dieser Saison ganz anders behaupten. Ohne diese strenge Jugendregelung
    war es leichter einen Kader zusammenzustellen. Da konnte ich mich an
    sportlichen Gesichtspunkten orientieren.



    Sport1: Dennoch kommen Sie mit wenigen Routiniers aus. Da gibt es Wimmer und Suchard sowie – mit Abstrichen – Unverdorben und Dimic.



    Janeschitz: Das sind aber ganz wichtige Spieler.
    Zudem sind Ulmer und Netzer zu nennen. Sie sind als 85er Jahrgänge
    nicht wirklich alt, aber auf Grund ihrer Erfahrung und ihrer Qualität
    sehr wichtig. Zudem sind die anderen auch ein Jahr älter geworden. Vor
    allem bei den 87ern hat sich durch die U20-WM einiges bewegt. Auch
    durch das schwierige letzte Jahr haben alle sehr viel gelernt.



    Sport1: Wer hat Sie bislang besonders überrascht?



    Janeschitz: Die Ãœberraschungen sind eigentlich die
    ganz jungen Spieler, wie Leovac, Salamon und Gorgon. Sie sind auf
    Anhieb vollwertige Kaderspieler geworden, stellen toll ihren Mann und
    können bedenkenlos eingesetzt werden. In der letzten Saison war das bei
    den U19-Berechtigten noch anders.



    Sport1: Wie sehen Sie die Entwicklung von Rubin Okotie. Nach der starken U20-WM hat er zuletzt nachgelassen.



    Janeschitz: Es ist keine Ãœberraschung für mich. Als
    er aus Kanada zurückgekommen ist, hat er seine Form von der U20-WM
    nahtlos übernommen und ist in der Kampfmannschaft belohnt worden. Dort
    hat es aber nicht gleich mit einem Treffer geklappt – sonst wäre dieser
    Lauf wahrscheinlich weiter gegangen. Er ist dann in ein Loch gefallen.
    Durch die zwei Tore in der letzten Runde hoffe ich, dass er wieder zu
    seiner Form findet.



    Sport1: Der Form-Knick hatte also psychische Gründe?



    Janeschitz: Auf alle Fälle. Er ist relativ
    ungeduldig und wollte unbedingt in der Ersten spielen. Dann läuft es
    vielleicht nicht so, er macht sich selber deppert und wird noch mehr
    verkrampft.



    Sport1: Umso bewundernswerter ist die Form von Markus Suttner. Er ist der Dauerbrenner in Ihrer Mannschaft.



    Janeschitz: Er ist einer der Stärksten in dieser
    Saison. Er ruft sein Leistungspotential ab und ist auf seiner Position
    unumstritten. Wenn es so weiter geht, hat er noch sehr viel vor sich.



    Sport1: Dennoch ist es nach wie vor sehr schwer für Spieler den Sprung von den Amateuren in die Kampfmannschaft zu schaffen…



    Janeschitz: Es ist bei der Austria um einiges
    schwieriger, als bei anderen Mannschaften. Dass die Spieler Qualität
    haben, sieht man an jenen, die weggegangen sind. Saurer und Madl sind
    bei ihren Vereinen Leistungsträger geworden. Es ist aber vom Verein das
    Bestreben da, immer mehr junge Spieler einzubauen. Metz zum Beispiel
    gehört schon zum Stamm der Kampfmannschaft.



    Sport1: Ist jener Weg, der bei Michael Madl
    bestritten wird, also der richtige? Sollen Spieler, die bundesliga-,
    aber noch nicht austriareif sind, verliehen werden?



    Janeschitz: In seinem Fall sehe ich diesen Weg sehr
    positiv. Er war bei uns sehr gut, hatte in der Ersten aber kaum
    Perspektiven für diese Saison, wurde verliehen und spielt nun
    Bundesliga. Das ist gut für ihn und für uns, weil wir sehen, dass er
    die Qualität besitzt, um in der Bundesliga bestehen zu können. Für ihn
    sind diese Erfahrungen natürlich optimal.



    Sport1: Ist eine Leihvariante auch bei Okotie, Simkovic oder Suttner denkbar?



    Janeschitz: Das muss man sich von Fall zu Fall
    ansehen. Grundsätzlich ist die Plattform Erste Liga ja auch nicht die
    schlechteste. Da muss man schon gut überlegen, weil es keinen Sinn
    machen würde, wenn er dann bei einem Bundesliga-Verein nicht spielt.
    Wenn bei der Austria die Möglichkeiten nicht so groß sind, dann wäre
    ein Leihgeschäft aber sicher eine gute Lösung.



    Sport1: Bei Bartolomej Kuru hieß es zuletzt, dass
    er in seiner Entwicklung ein bisschen stecken geblieben ist. Ist es
    dann gut, wenn man im Sommer mit Saso Fornezzi einen neuen Tormann
    holt, anstatt Kuru das Vertrauen als zweiter Tormann zu schenken?



    Janeschitz: Kuru war in der letzten Herbstsaison
    ganz einfach schlecht. Er hat einen katastrophalen Herbst gespielt.
    Darum hat man sich wohl nicht drübergetraut ihn als zweiten Tormann zu
    nehmen. Im Jahr 2007 spielt er aber sehr gut, hat kaum Hoppalas. Für
    einen Tormann ist er immer noch sehr jung. Ich mache mir um ihn keine
    Sorgen.



    Sport1: Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wollen Sie weiterhin Coach der Amateure bleiben?



    Janeschitz: Von der Position her ist es
    grundsätzlich eine, bei der man langfristig planen sollte. Ich bin
    schon sechs Jahre bei der Austria, also schon ein Urgestein. Ich denke
    auch, dass ich ganz gute Arbeit geleistet habe. Es wäre also für beide
    Seiten vorstellbar auch länger etwas zu machen. Natürlich habe ich auch
    die Ziele als Trainer ganz nach oben zu kommen, bin überzeugt, dass ich
    auch als Trainer den Weg gehen werde, den ich als Spieler gemacht habe.
    Unmittelbar bin ich aber sehr zufrieden.


    sport1

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