79:0 und 67:0 in nigerianischem Aufstiegsduell

  • Zitat

    Lagos - In Nigeria sind vier Fußballklubs wegen offenbar geschobener Partien suspendiert worden und müssen mit weiteren Sanktionen rechnen. Für Plateau United Feeders und Police Machine ging es um den Aufstieg in die zweite Liga des Landes, die Tordifferenz war entscheidend.

    In der letzten Runde standen schließlich ein 79:0 gegen Akurba FC (72 Tore in der zweiten Hälfte) bzw. ein 67:0 gegen Babayaro FC (61 Treffer nach der Pause) zu Buche ...


    Der nigerianische Fußballverband nannte die Vorfälle einen "irrsinigen Anfall von Schande". Jeder der an diesem "abscheulichen Geschehen" beteiligt gewesen sei, werde streng bestraft werden. (red/APA/Reuters - 9.7. 2013)


    Ich weiß nicht, was seltsamer ist:
    - die Tatsache, dass man echt glaubt, sowas fällt nicht auf (alle 37 Sekunden ein Tor)
    - den Namen "Police Machine"


    Der Guardian schreibt frei übersetzt:
    Die Tatsache, dass Akurba 72 Tore in der 2. Halbzeit bekommen hat, macht aus den 7 der ersten Halbzeit wohl die größte Defensivarbeit seit Stalingrad!


    :D

  • http://www.datum.at/artikel/das-torwunder-von-weiden/
    01.06.2005
    Das Torwunder von Weiden
    Nachdem ein entscheidendes Fußballspiel im Burgenland 20:0 endete, ist der heimische Amateurfußball in Verruf geraten. Die Geschichte hinter dem Sieg.
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    In Weiden versteht man die Welt nicht mehr. Anton Huber sitzt auf einer der Heurigenbänke vor der Kantine des Fußballplatzes. Er ist Sektionsleiter des UFC Weiden. Ein Job, an dem sein Herz hängt. So bang wie jetzt war ihm dabei aber noch nie.


    „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Die Stimmung ist am Boden“, sagt er. Spieler, Funktionäre, Fans, alle Weidner, die etwas mit Fußball am Hut haben, sind deprimiert. Hier, an den Gestaden des Neusiedlersees, wo an der Durchfahrtstraße B51 vor jedem dritten Gebäude mit Holzschildern für hausgemachten Wein geworben wird, hat sich der burgenländische Fußball lächerlich gemacht. Und eine Bestätigung für jene Dinge geliefert, über die in Österreichs Amateurfußball – hinter vorgehaltener Hand – regelmäßig erzählt wird: Bestechung, Absprachen, geschobene Partien.


    Es ist das entscheidende Spiel der Saison in der Zweiten Klasse Nord. Zählt man die Ligen von der Bundesliga an abwärts, ist es die siebte Ebene, die letzte. Absteigen ist hier nicht mehr möglich. Für Weiden geht es um den Meistertitel und damit um den Aufstieg in die Erste Klasse.


    Doch ihre Chance, dieses Ziel zu erreichen, scheint gering. Der punktegleiche Tabellenführer Großhöflein liegt im zeitgleich ausgetragenen Spiel gegen Wimpassing zur Pause 3:0 voran. Damit Weiden noch aufsteigen kann, muss ein Wunder geschehen. Es geschieht. Während Großhöflein am Ende als 6:0-Sieger dasteht, gewinnt Weiden gegen Podersdorf 20:0. 13 Tore fallen alleine in der zweiten Halbzeit.


    Kann ein Team so hoch verlieren? Der Burgenländische Fußballverbund (BFV) sagt: nein. Präsident Karl Kaplan beruft eine Krisensitzung ein, das Spiel wird annulliert. Das Urteil: „Grobe Unsportlichkeit.“ Podersdorf erhält eine Geldstrafe, Weiden geht der Titel durch die Lappen. Beide Vereine gehen in Berufung.


    Hält das Urteil, spielt Großhöflein demnächst eine Klasse höher. Allerdings: Bestechung konnte niemandem nachgewiesen werden.


    Bleibt die Frage, wie es zu diesem Ergebnis kommen konnte. Die Geschichte des 20:0 beginnt schon eine Woche vorher: am 5. Juni beim 2:1-Sieg der Großhöfleiner in Podersdorf – einem Sieg, der überhaupt erst die Voraussetzungen für die Farce am letzten Spieltag schuf. Alfred Hareter, der Obmann von Podersdorf sagt heute: „Zwei Stunden vor dem Spiel ist einer zu mir gekommen und hat mir 1.000 Euro angeboten, damit wir verlieren. Ich habe abgelehnt. Unserem Sektionsleiter hat man 500 Euro sowie einen Satz neuer Dressen angeboten“. Sektionsleiter Michael Lentsch bestätigt das – nach anfänglichem Zögern.


    Beide sagen auch, wer den Bestechungsversuch gemacht hat: „Es war Johann Höckerl, der Sektionsleiter von Großhöflein.“ Der Beschuldigte bestreitet dies und droht mit einer Rufschädigungsklage: „Das ist eine glatte Lüge! Was wollen Sie? Das Spiel hat mit 2:1 geendet. Basta!“ Werner Toth, der Obmann von Großhöflein, der „aus beruflichen Gründen“ nicht in Podersdorf dabei war, glaubt an die Unschuld seines Sektionsleiters: „So etwas ist sicher nicht durchgeführt worden, die Podersdorfer wollen nur ihr eigenes Bild verschönern.“


    Fakt ist, dass es am 5. Juni mindestens einen gab, dem etwas spanisch vorkam: Schiedsrichter Arnold Suda. Er sagt heute: „Nach fünf Spielminuten hat ein Großhöfleiner Spieler im Vorbeigehen eine Bemerkung gemacht, dass ich ruhig bleiben soll, die Partie wäre soundso geschoben.“ Mit Fortdauer des Matches bekommt Suda außerdem „immer mehr das Gefühl, dass dieser Spieler nicht der einzige war, der gewusst hat, dass etwas nicht stimmt.“


    Nach Meinung des Unparteiischen hätten sich die Podersdorfer bei Standardsituationen wie Einwürfen und Eckbällen extrem viel Zeit gelassen.


    In der 44. Minute schließt Suda beim Stand von 1:1 den Podersdorfer Kapitän Ronald Doser aus: „Meine Wahrnehmung war, dass der Spieler absichtlich eine Rote Karte provozieren wollte. Er hat – so habe ich es empfunden – extra darauf geachtet, dass ich herschaue.“ Ein Vorwurf, den Doser als „einfach lächerlich“ zurückweist.


    Ein Remis reicht den Großhöfleinern noch nicht für eine gute Ausgangsposition in der letzten Runde. Suda, der während des Spiels von den Zuschauern für seine Entscheidungen hart kritisiert wird, lässt sechs Minuten nachspielen. Das 2:1-Siegtor, das Großhöflein den Weg zum Meister ebnet, fällt eine Minute vor Schlusspfiff. Podersdorfs Fans sind aufgebracht. Der Schiri braucht eine Polizeieskorte, um heil davon zu kommen. Auch Obmann Hareter will sich mit dem Geschehenen nicht abfinden.


    Am Tag nach dem Spiel ruft er Hans Schneider, den BFV-Geschäftsführer an, um den Bestechungsversuch zu melden. Allein – Schneider will sich an kein Gespräch erinnern: „Bei mir hat niemand angerufen. Wenn jemand Bestechung ortet, muss er Anzeige erstatten. Anrufen zählt nicht. Da könnte ja jeder kommen.“


    Auf die Frage, warum er nicht Strafanzeige erstattet habe, sagt Hareter: „Nachdem ich den Verband informiert habe, dachte ich, die Sache sei erledigt.“ Fakt ist: Während nach dem 20:0 der Weidner vom BFV eine Krisensitzung einberufen wurde, passierte nach dem Spiel Podersdorf gegen Größhöflein nichts.


    Eine Woche später traten in Weiden elf Podersdorfer an, denen offenbar alles egal war, während es die Weidner übertrieben: Zum Meistertitel hätte ein 11:0 gereicht.

    "Man sieht seinen Wert auf dem Platz und nicht beim surfen im Internet!"

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