ZitatAlles anzeigen13.07.2007, 11:48 Uhr
Didulica: "Kühbauer ist ein großes Arschloch!"
Joey Didulica erinnert sich gerne an seine Zeit bei der Wiener Austria zurückWien – Vor etwas mehr als einem Jahr wechselte Joey Didulica von FK Austria zu AZ Alkmaar.
Für die violetten Fans brach damals eine kleine Welt zusammen, denn der Torhüter hatte sich nach seinem Engagement im Sommer 2003 binnen kürzester Zeit zum Publikumsliebling etabliert.
Mit dem Double in der Tasche spielte sich der gebürtige Australier auch in Holland schnell in die Herzen der Fans. Alles lief wie am Schnürchen. Doch am 22. Oktober 2006 wurde die Welt des Joey Didulica in ihren Grundfesten erschüttert:
Didulica erlitt im Meisterschaftsspiel gegen PSV Eindhoven eine schwere Kopfverletzung. Seither konnte er kein einziges Match mehr bestreiten.
Im exklusiven Sport1-Interview spricht der 29-Jährige über den Heilungsprozess, die "Causa Lawaree", Ex-Klub Austria und eine mögliche Rückkehr nach Österreich.
Sport1: Joey, wie geht es deiner Verletzung?
Joey Didulica: Es geht schon besser. Es wird aber noch zwei bis drei Monate dauern, bis ich wieder voll fit bin. Aber ich fühle mich schon recht gut.
Sport1: Kannst du vielleicht noch einmal schildern, wie es zu der schweren Verletzung gekommen ist?
Didulica: Es passierte am 22. Oktober 2006 in der 94. Minute im Spiel gegen PSV Eindhoven. Ein gegnerischer Spieler lief alleine auf mich zu – sein Schuss traf mich genau am Kopf. Ich war über eine Stunde bewusstlos.
Sport1: Ich habe gelesen, dass du eine neue Behandlung erhalten hast. Wie verläuft bis jetzt der Heilungsprozess?
Didulica: Die neue Methode ist fantastisch. Ich mache großartige Fortschritte. Es ist eine Behandlung, die speziel bei Kopfverletzungen eingesetzt wird.
Sport1: Böse Zungen behaupten, dass du wohl nie wieder richtig Fußballspielen kannst. Stimmen diese Gerüchte?
Didulica: Das ist Blödsinn. Eigentlich hätte die Verletzung nach zwei bis drei Monaten besser sein sollen, aber der Neurologe im Spital hat einen Fehler gemacht, in dem er meinem Klub-Arzt nicht gesagt hat, dass eine Scheibe in meinem Nacken verutscht ist. Dadurch bin ich zu früh wieder ins Training eingestiegen und alles ist viel schlimmer geworden. Jetzt fühle ich mich aber schon viel besser. Dem Nacken geht es auch schon recht gut.
Sport1: Du bist ein Vorzeige-Sportler. Immer voll bei der Sache. Kannst du dir im Moment überhaupt vorstellen, ein Leben ohne Fußball zu führen?
Didulica: Ich bin sogar ein Fanatiker. Die letzten acht Monate waren natürlich extrem hart für mich, aber ich weiß, dass es im Leben eines Fußballers immer ups and downs gibt. Nach dem Vorfall war ich selbstverständlich am Tiefpunkt, aber es hat mich auch stärker gemacht. Ich kann es kaum mehr erwarten wieder auf dem Platz zu stehen. Jedes Training und jedes Spiel wird mich an meine Anfangsphase als Sportler erinnern. Ich bin sehr aufgeregt.
Sport1: Themenwechsel. Vor kurzem bist du im Fall Lawaree freigesprochen worden. Wie hast du auf den Freispruch reagiert?
Didulica: Ich habe immer gewusst, dass die österreichische Justiz auf meiner Seite sein wird. Fußball ist kein Honiglecken. Das Riskio eines Fouls muss man in Kauf nehmen. Ich habe von der Bundesliga eine Acht-Spiele-Sperre bekommen und diese, ohne mich zu beschweren, abgesessen. Lawarre hatte einfach Pech. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort.
Sport1: Du hast also mit dem Freispruch gerechnet?
Didulica: Es war für mich keine Ãœberraschung.
Sport1: Kommen wir zu deinem Ex-Klub Austria. Hast du das katastrophale letzte Jahr mitverfolgt?
Didulica: Natürlich. Für einen Klub wie die Austria war es ein miserables Jahr. In der Tabelle hinter Ried, Mattersburg und Rapid zu liegen ist verrückt. Kühbauer ist ein Arschloch, aber ich liebe diesen Typen. Er ist einfach ein Leader - ein solcher Spieler fehlt der Austria. Ich bin auch der Meinung, dass man Frenkie Schinkels nicht rauswerfen hätte sollen. Wir haben mit ihm alles gewonnen und drei Monate später wird er nach ein paar schlechten Ergebnissen entlassen. Man hätte besser die Leute feuern sollen, die für die Spielerverkäufe verantwortlich waren. Frenkie hätte sich einfach mehr Zeit verdient, um die neue Mannschaft zu formen.
Sport1: Wie schon von dir erwähnt, haben zahlreiche andere Spieler (Sionko, Linz, Rushfeldt...) den Klub verlassen. War es im Nachhinein von allen die richtige Entscheidung?
Didulica: Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber mein neuer Klub AZ Alkmaar ist fantastisch. Wir haben leider im letzten Spiel der Saison die Meisterschaft verspielt. Das holländische Cup-Finale haben wir erst im Elfermeterschießen verloren. Darüberhinaus war Alkmaar im Viertelfinale des UEFA-Cups.
Sport1: Hast du eigentlich noch Kontakte zu Spielern von der Austria?
Didulica: Fast alle meine Freunde spielen nicht mehr bei den Veilchen. Ich habe aber noch immer Kontakt zu Tormanntrainer Franz Gruber.
Sport1: Seit langer Zeit herrscht in Favoriten Ruhe, der Kader ist seit Trainingsbeginn komplett. Könnte das der Schlüssel zum Erfolg sein?
Didulica: Ruhe bei der Austria!? Das kann ich nur glauben, wenn ich es sehe. Zu meiner Zeit ist es immer rund gegangen. Ein paar Beispiele: Stadion – kein Stadion, Vertragverlängerungen – keine Vertragsverlängerunen, Stronach bleibt – Stronach geht, Polster vs. Kronsteiner. In meinen drei Jahren in Wien war immer etwas los.
Sport1: Salzburg ist letztes Jahr souverän Meister geworden. Glaubst du, dass die Austria heuer im Titelkampf ein Wörtchen mitreden kann?
Didulica: Die Fans der Austria verdienen mehr, als den dritten oder vierten oder sogar den sechsten Rang wie in der vergangenen Saison. Sie sind im Gegensatz zur Klubführung gut organisiert und haben violettes Blut. Die Anhänger wollen Titel, doch leider verfolgen die Verantwortlichen nicht diese Ziele. Hätten sie sonst vor der letzten Saison neun großartige Spieler weggeschickt? Ich glaube, dass sie auch mit einem dritten Platz zufrieden sind. Schade, denn ich würde meine Austria gerne wieder als Könige von Wien und als Meister sehen. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie heuer Salzburg fordern können.
Sport1: Du hast nach wie vor eine große Fangemeinde. Kannst du dir vorstellen, irgendwann wieder nach Wien zu kommen? Vielleicht sogar als Trainer...
Didulica: Man soll nie „nie“ sagen. Ich hänge nach wie vor an der Austria. Ich habe in Wien einfach tolle Momente erlebt, die nicht einmal mit dem Titel und den Champions-League-Partien mit Ajax zu überbieten sind. Ich habe mich wirklich zu Hause gefühlt und jeden Augenblick genossen. An eine Trainerkarriere habe ich eigentlich nie gedacht, aber nach dem ich unter großen Coaches wie Koeman und Van Gaal gespielt habe, wäre es sich eine reizvolle Aufgabe, meine Erfahrungen und mein Wissen weiterzugeben.
Sport1: Wie sieht deine Zukunft bzw. die persönlichen Ziele aus?
Didulica: Ich möchte mich bis zum Zeitpunkt meines Rücktritts immmer weiterentwickeln. Und meine Karriere ist erst dann vorbei, wenn mir eine Niederlage egal ist. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch noch bei allen Austria-Fans für ihre Unterstützung bedanken.
Das Interview führte Martin Wechtl
Quelle: Sport1.at
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