Wien – Am Montag startete Cupsieger Austria Wien mit der Vorbereitung
auf die neue Saison. Nach medizinischen Untersuchungen am Vormittag,
stand am Nachmittag das erste Training am Programm.
Rund 30 Kiebitze beobachteten die rund 90-minütige Einheit. Im
Vordergrund stand dabei das Spiel mit dem Ball und Laufübungen. Den
Abschluss bildete ein Match über das halbe Feld.
Mit Ausnahme von Goalie Szabolcs Safar, Neuzugang Jacek Bak sowie
den Verletzten Stepan Vachousek, Arek Radomski und Thomas Pichlmann
waren alle Spieler mit von der Partie. Milenko Acimovic absolvierte
allerdings nur ein leichtes Lauftraining.
Die Stimmung war ausgezeichnet. Unter besonderer Beobachtungen
standen natürlich die neuen Spieler. Während Saso Fornezzi gemeinsam
mit Bartolomej Kuru und Tormantrainer Franz Gruber ihr eigenes Programm
abspulten, absolvierten Sanel Kuljic, Mario Majstorovic, Emin Sulimani
und Yüksel Sariyar die vorgegebenen Aufgaben von Trainer Georg
Zellhofer mit Bravour.
Im großen Sport1-Interview spricht Sanel Kuljic über seine ersten Eindrücke, die Rückkehr nach Österreich, das gescheiterte Abenteuer in Sion und vieles mehr.
Sport1: Sanel, Trainingsauftakt bei deinem neuen
Verein. Bist du froh, dass nach dem ganzen Hick-Hack bei Sion nun
endlich wieder alles in geregelter Form abläuft?
Sanel Kuljic: Ich bin sehr zufrieden, dass ich
jetzt wieder normal trainieren kann. Die Mannschaft ist qualitativ sehr
gut besetzt. Sie ist im Vergleich zur letzten Saison noch stärker
geworden. Es macht hier sehr viel Spaß der Arbeit nach zu gehen.
Sport1: Es ist zwar noch ein bisschen früh, aber wie sind deine ersten Eindrücke von der Mannschaft?
Kuljic: Das Team ist ausgezeichnet besetzt. Safar
hat schon bewiesen, dass er ein guter Torwart ist. Fornezzi macht
ebenfalls einen starken Eindruck. Mit Bak haben wir einen absoluten
Topmann geholt. Er hat sehr viel internationale Erfahrung. Auch im
Mittelfeld mache ich mir keine Sorgen. Blanchard, Acimovic und Sariyar
sind großartige Fußballer. Ich denke wir werden ein extrem kompaktes
Team sein. Der Konkurrenz-Kampf wird auch für mich sehr groß sein.
Sport1: Mit Andi Lasnik, Fränky Schiemer und Emin
Sulimani triffst du auf alte Kollegen aus Ried. Ist es eigentlich
angenehm, wenn man schon so viele Spieler bei seinem neuen Verein
kennt?
Kuljic: Es ist sicher leichter. Trainer Georg
Zellhofer kenne ich ja auch schon sehr gut – schließlich habe ich unter
ihm bei Pasching gespielt. Mit Yüksel Sariyar verstehe ich mich
persönlich auch sehr gut. Sogesehen ist es sicher ein Vorteil.
Sport1: Du hast für zwei Jahre bei den Veilchen unterschrieben. Was waren die ausschlaggebenden Gründe für ein Engagement in Wien?
Kuljic: Es gab sehr viele Angebote: Grasshoppers
Zürich, Xamax, Young Boys Bern, Freiburg, ein Klub aus Griechenland,
ein Verein aus Japan und noch ein österreichischer Bundesligist.
Austria ist ein absoluter Topklub und die Verantwortlichen haben sich
sehr um mich bemüht. Das Umfeld und die Strukturen sind perfekt. Alles
läuft sehr professionell ab. Außerdem spielen wir im UEFA-Cup und haben
in der Meisterschaft einiges vor. Mein Gefühl hat mir einfach gesagt,
dass ich bei der Austria am besten aufgehoben bin. Außerdem lebt meine
Familie in Österreich und das hat sicher auch mitgespielt.
Sport1: War die EM 2008 ein Mitgrund wieder nach Österreich zu kommen, oder nicht?
Kuljic: Eigentlich nicht. Meine Ausgangsposition
hätte sich nicht verändert. Grasshoppers oder die Young Boys sind ja
keine schlechten Vereine. Ich glaube sogar, dass wenn ich dort meine
Tore erzielt hätte, es sogar noch besser für mich ausgesehen hätte –
schließlich zählen Treffer im Ausland doppelt. Aber wie gesagt, ich
habe mich für die Austria entschieden, weil ich einfach ein gutes
Gefühl habe.
Sport1: Du hast jetzt einmal von Sion die Trainingserlaubnis bekommen. Die Spielberechtigung ist aber noch nicht eingetroffen, oder?
Kuljic: Es war leider klar, dass Sion die
Spielberechtigung nicht einfach so heraus gibt. Das habe ich schon
gewusst. Vielleicht gibt es aber in den nächsten Tagen eine Einigung
und ich muss nicht zur FIFA gehen. Alles, was im Guten geregelt werden
kann, ist besser, als im „Krieg“. Ich telefoniere sehr viel und hoffe,
dass wir uns einigen können. Sollte es jedoch nicht funktionieren,
bleibt eben nur der Weg über die FIFA.
Sport1: Dein Einsatz beim Meisterschaftsstart ist aber nicht gefährdet?
Kuljic: Nein, eigentlich nicht. Es ist soweit
alles abgeklärt. Ich habe mich intensiv erkundigt und gehe davon aus,
dass ich ab der ersten Runde spielberechtigt bin. Auch der Zeitaufwand
bei einem möglichen Gang zur FIFA ist einkalkuliert.
Sport1: Deine Zeit in der Schweiz war wie eine Achterbahn-Fahrt. Welche Lehren nimmst du mit nach Österreich?
Kuljic: Rein sportlich war es total positiv. Ich
habe in 21 Spielen 15 Treffer erzielt und in diesem halben Jahren
bewiesen, dass ich auch im Ausland meine Tore mache kann. Schade, dass
ich die Saison nicht zu Ende spielen konnte, denn es wäre sicher noch
mehr drinnen gewesen. Jetzt kann man aber nichts mehr daran ändern.
Menschlich habe ich natürlich sehr viel gelernt.
Sport1: Ist es eigentlich dein Ziel noch einmal ins Ausland zu wechseln?
Kuljic: Eigentlich schon. Wenn ich die Saison bei
Sion zu Ende gespielt hätte, hätten sich wahrscheinlich einige
Top-Optionen ergeben. Jetzt bin ich bei der Austria und ich freue mich
auf meine Aufgaben. Irgendwann möchte ich aber schon noch einmal den
Schritt ins Ausland wagen, denn ich bin überzeugt, dass ich mich dort
durchsetzen kann – egal wo.
Sport1: Du warst österreichischer Torschützenkönig
05/06, hast bei Sion viele Treffer erzielt. Setzt du dich bei den
Veilchen selber unter Druck?
Kuljic: Ãœberhaupt nicht. Es muss alles von selber
kommen. Außerdem muss alles stimmen. Als Stürmer bist du auch auf deine
Mitspieler angewiesen. Ich muss als Angreifer ebenso in der Defensive
arbeiten und meine Aufgaben erledigen. Ich will für die Mannschaft
arbeiten, dann kommt alles von alleine. Vor dem Tor muss ich meine Form
aus den letzten Jahren halten und aus wenigen Chancen einen Treffer
erzielen.
Sport1: Wie sehen deine Ziele mit den Veilchen aus?
Kuljic: Ich möchte mit der Austria vorne
mitspielen und in die UEFA-Cup-Gruppenphase einziehen. Speziell
international wird es nicht leicht werden, aber wir müssen alles
unternehmen, um unser Ziel zu verwirklichen. Persönlich möchte ich für
das Team spielen, dann kommen die Tore von selbst.
Quelle: Sport1.at