ZitatAlles anzeigenWien – Ein Spiel trennt die Wiener Austria noch vor dem Einzug in die UEFA-Cup-Gruppenphase.
Die Veilchen müssen beim polnischen Vertreter Lech Posen einen 2:1-Heimsieg verteidigen.
"Das wird keine leichte Aufgabe“, erklärt Radoslaw Gilewicz.
Das Ex-Veilchen muss es wissen. Als polnischer TV-Experte ist der mittlerweile 37-Jährige über den Gegner topinformiert.
„Aber die Austria kann es schaffen. Posen wird sehr offensiv agieren, überstehen die Wiener die Anfangsphase ohne Gegentreffer ist alles möglich.“
Im großen LAOLA1-Interview spricht Radoslaw Gilewicz über das bevorstehende Duell, seine Austria-Vergangenheit und die fanatischen Posen-Fans:
LAOLA1: Austria fährt mit einem 2:1-Vorsprung nach Polen. Was erwartet die Violetten in Posen?
Radoslaw Gilewicz: Eine ganz schwierige Aufgabe. Lech ist daheim eine Macht. Sie werden 25.000 Fans im Rücken haben – also einen echten 12. Mann. Posen tritt vor eigenem Publikum immer sehr offensiv auf. Austria steht aber nicht auf verlorenem Posten. Die Veilchen haben international mehr Erfahrung. Außerdem kommen sie mit einem Sieg im Gepäck nach Polen und das ist ein Vorteil. Zudem steht Lech extrem unter Druck, da alle den Aufstieg erwarten.
LAOLA1: Austria erwartet ein Hexenkessel. Welchen Stellenwert haben die Fans?
Gilewicz: Es wird 90 Minuten eine Bombenstimmung herrschen – egal wie das Spiel verläuft. Lech hat die besten Fans in Polen. 25.000 Menschen werden einheitlich gekleidet ins Stadion strömen und die Mannschaft lautstark unterstützen. Das Team wird solange von den Rängen angefeuert bis der Schiri abpfeift. Lech ist mit der Unterstützung der Anhänger unberechenbar.
LAOLA1: Trainer Smuda hat der Austria nach der 1:2-Niederlage im Horr-Stadion einen heißen Tanz angekündigt. Was meint er damit?
Gilewicz: Sie werden aggressiv spielen – so wie Austria im Heimspiel. Es wird aber sicher keine Härteschlacht. Viele Leute waren in Polen nach der Auslosung glücklich über den Gegner. Ich habe diese Personen jedoch vor den Wienern gewarnt. International und national sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Und Austria hat viel mehr Erfahrung. Wenn sie die erste Halbzeit gut überstehen, ist alles möglich.
LAOLA1: Was zeichnet Lech Posen in den Heimspielen aus?
Gilewicz: Die gewaltige Stimmung. Das Team fühlt sich daheim pudelwohl. Das Publikum ist sehr nah am Platz und gibt einfach zusätzlich Kraft. Bei jeder guten Aktion springen die Leute auf und applaudieren. Deswegen ist Lech auch zu Hause so stark. Austria wird die Atmosphäre von der ersten Minute an zu spüren bekommen. Dadurch steigert sich aber auch der Druck auf die Lech-Spieler. Und ich weiß nicht, ob die junge Mannschaft mit dem Druck umgehen kann. Austria hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie kompromisslos ihr Ding durchziehen kann. Deswegen braucht mein Ex-Klub auch keine Angst haben.
LAOLA1: Lech hat sich in Wien nicht von seiner besten Seite präsentiert. Hatten sie zuviel Respekt, oder einfach nur einen schlechten Tag?
Gilewicz: Die Smuda-Elf hat vier Tage zuvor mit 4:1 bei Wisla Krakau gewonnen. Da haben sie überragend gespielt. Und Wisla ist meiner Meinung nach das beste Team in Polen. Da ich die Mentalität der Polen kenne, war die Niederlage in Wien nicht überraschend. Lech ist nach dem Erfolg in Krakau mit einer "Wir-Sind-Super“- und "Wer-Soll-Uns-Nach-Krakau-Schlagen“-Einstellung in das Spiel gegangen. Posen hat den Gegner ganz klar unterschätzt. Sie waren überheblich und sind dafür bestraft worden. Sobald ein Team sehr aggressiv gegen Lech zur Sache geht, hat es eine Chance. Genau das haben die Veilchen getan. Aus ihrer Sicht ist es schade, dass sie nur mit 2:1 gewonnen haben.
LAOLA1: Wie sieht die Berichterstattung in den polnischen Medien aus?
Gilewicz: Die Medien verlangen den Aufstieg. Lech muss einen 1:2-Rückstand aufholen und wird daher Gas geben. Das ist die große Chance für die Austria. Ein abgeschlossener Konter und die Welt sieht ganz anders aus. Die ganze Situation erinnert mich an meine Zeit bei der Austria und unseren Erfolgslauf im UEFA-Cup. In der Saison 04/05 mussten wir ein 1:0 aus dem Heimspiel gegen Legia Warschau verteidigen. Für die Medien war klar: Austria hat keine Chance, Legia kommt weiter. Dann haben wir mit 3:1 gewonnen.
LAOLA1: Was spricht für die Austria?
Gilewicz: Austria hat die letzten sechs Pflichtspiele gewonnen, dabei auch auswärts gute Leistungen geboten. Es wird eine schwierige und harte Aufgabe, aber auf keinen Fall eine unlösbare. Lech hat großen Respekt vor Okotie. Er hat sich einen guten Namen gemacht. Rubin hat zwar noch nicht so viele Tore geschossen, aber er ist immer brandgefährlich.
LAOLA1: Kann man Lech mit einer österreichischen Mannschaft vergleichen?
Gilewicz: Am ehesten noch mit Rapid. Beide Klubs werden von frenetischen Fans angefeuert. Auch die Spielweise ist mit dem gepflegten Kurzpassspiel ähnlich. In Österreich wird jedoch wesentlich härter als in Polen gespielt. In der Ekstraklasa steht der technisch feine Fußball im Vordergrund.
LAOLA1: Welcher Mannschaft wirst du die Daumen drücken?
Gilewicz: Das ist eine ganz schwierige Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich bin Pole, aber ich habe bei der Austria eine sehr schöne Zeit verbracht. Der Klub wird immer einen Platz in meinem Herzen einnehmen.
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