Mir geht natürlich auch das violette Herz auf, wenn ich sehe, mit welchem Todesmut und welchem Engagement sich unsere jungen Eigengewächse in die Schlacht werfen. Und sie machen das richtig gut. Ja, das muss prinzipiell unsere Zukunft sein, wird auch anders kaum möglich sein, Stand heute. Was Schmid macht (und wie er es macht), gefällt mir sehr gut, freilich ist das Ganze in diesem Ausmaß grenzwertig.
Leider kann ich den Optimismus vieler nicht teilen, dass derzeit "nur Nuancen fehlen", "die Punkte schon von alleine kommen werden" und der Weg eigentlich nur nach oben gehen kann. Ich sehe ein sehr hohes Risiko, das wir eingehen (müssen), nachgerade einen Ritt auf der Rasierklinge. Wenn es tatsächlich so wäre, dass man sich innerhalb von 1-2 Jahren mehr oder minder mit der (um einzelne Spieler ergänzten) Nachwuchsmannschaft in der obersten Spielklasse im gesicherten Mittelfeld halten kann, wäre (i) entweder die Liga in ihrer Gesamtheit äußerst schwach oder (ii) unsere Akademie sensationell hinsichtlich Arbeitsweise und Output. Beides sehe ich nicht.
Vielmehr habe ich den Eindruck, dass sich die Mannschaften der unteren Tabellenhälfte konsolidiert haben und tendenziell stärker geworden sind. Generell sind Breite und Dichte der Liga gewachsen, es sticht eigentlich überhaupt nur mehr ein "Verein" (i.e. ein Weltkonzern) hervor, dann noch mit Abstrichen Sturm, der Rest ist mehr oder minder Mittelmaß. Ich fürchte auch, dass man sich nicht wie in den letzten Jahren (und eigentlich Jahrzehnten) darauf verlassen kann, dass Mannschaften wir Ried, Klagenfurt und Admira nach gutem Beginn in der zweiten Saisonhälfte die Luft ausgehen wird.
Der Grat zwischen dem Fördern von jungen Talenten und deren Verheizen ist ein recht schmaler. Besonders kritisch wird es, wenn der Verein in Abstiegsnähe gerät (was insbesondere nach der Punkteteilung keinesfalls unmöglich erscheint). Der Druck, der dann auf Spielern wie Ivkic, El Sheiwi, Braunöder, Keles, Jukic, Huskovic; Martel, Ohio, Fitz etc. lasten könnte, könnte eine Nummer zu groß sein.
Wenn das (notgedrungene) Experiment kurzfristig aufgeht, werden wir wiederum vor der unvermeidlichen Tatsache stehen, dass uns die jungen Leistungsträger von den üblichen Verdächtigen innerhalb der Liga für ein besseres Taschengeld weggekauft werden. So schnell können wir gar nicht schauen, hat sich ein Braunöder in die Notizblöcke diverser Aasgeier gespielt. Von den bekannten Perspektiven rund um Pentz, Martel und Ohio ganz zu schweigen.
Das alles weiß Schmid natürlich besser als ich, wir können nur hoffen, dass sich die Dinge wundersamer Weise wirtschaftlich stabilisieren.