Polizei und Stadt Wien zufrieden – aber 20 Wirte werfen das Handtuch. Probleme mit Wind am Freitag.
Knapp 75.000 Besucher haben am Donnerstag zum Match Österreich gegen Polen die Fanzone auf dem Ring zwischen Heldenplatz und Rathausplatz gestürmt. Insgesamt waren am Donnerstag mehr als 100.000 Fans auf der Fußball-Partymeile unterwegs – ein erster Rekord. Kurzfristig mussten sogar die Tore wegen Überfüllung geschlossen werden.
Am Freitag zog die Polizei Bilanz:
Es habe zwar vor allem nach Ende des Spieles einige kleinere Raufereien gegeben, allerdings sei es zu keinen gröberen Zwischenfällen gekommen, hieß es. Die sichtbarere Polizeipräsenz habe sich positiv ausgewirkt, glaubt Christian Stella aus dem Landespolizeikommando. Insgesamt wurden in Wien seit der Eröffnung der Euro am 7. Juni bisher 13 Personen festgenommen, die Straftaten begangen haben, die in Zusammenhang mit der EM stehen.
In ganz Österreich klickten bisher für 320 Gewalt-Fans die Handschellen. Am Freitag gab es bereits das erste Urteil gegen einen Randalierer: Ein Anhänger der polnischen Mannschaft wurde im Landesgericht Klagenfurt wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt rechtskräftig zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt. Der Mann, der seit Sonntag in U-Haft saß, wurde nach der Verhandlung auf freien Fuß gesetzt und sollte am Wochenende Österreich verlassen. Er hatte sich nach dem Match Deutschland gegen Polen an einem Scharmützel rivalisierender Fangruppen beteiligt und ging auch auf Polizisten los.
Am Rande der Wiener Fanzone war am Donnerstagabend zu beobachten, dass es vereinzelt zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Fans und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes der Fanmeile gekommen ist. Manche Besucher beklagten ein „unfreundliches“ und „martialisches Auftreten“ der Securitys. Andere meinten wiederum, die Mitarbeiter seien schlichtweg „überfordert“ gewesen. Zu beobachten war etwa, dass während der etwa einstündigen Schließung des Geländes Donnerstagabend die Polizei an den Schleusen assistieren musste, um dem Ansturm der Fans Herr zu werden. Anja Richter, Euro-Sprecherin der Stadt Wien, bestätigt das so nicht, meint aber: „Es hat durch den Ansturm auf jeden Fall eine neue Situation gegeben. Dabei haben wir einige Anregungen erhalten, was man besser machen könnte.“
[Anm. Bertl v D.:
na das wird lustig am Montag: 'Endspiel' - Österreich - Deutschland und 400 DEUTSCHE Secouritys bei der Fanzone! ... :finger: ]
Kein Umsatz: Wirte sperren zu
Am Freitag hielt sich der Ansturm auf die Fanmeile in Grenzen. Mit ein Grund dürfte dabei auch das kühlere Wetter gewesen sein. Daneben bereitete aber auch der Wind Probleme: Der Heldenplatz musste am frühen Nachmittag kurzfristig gesperrt werden. Wegen erhöhter Windgeschwindigkeiten und Böen zwischen 60 und 70km/h müssten Plastik-Aufbauten besser abgesichert werden, hieß es. Kurz darauf konnten aber wieder alle Teile geöffnet werden. „Bei Windstärken bis zu 80 km/h sollte es jetzt keine Probleme mehr geben“, meinte Richter.
Unterdessen haben am Freitag nicht weniger als 20 Wirte in der Fanzone das Handtuch geworfen und ihre Stände zugesperrt. Die Gastro-Leitung hatte den Pächtern die Möglichkeit des Ausstiegs gegeben. Einer der Wirte zog eine für ihn enttäuschende Bilanz nach dem Besucherrekord bei Österreich gegen Polen: Obwohl sich den ganzen Donnerstag über mehr als 100.000 Besucher in der Zone aufgehalten hatten, konnte er nur knapp 400 Essensportionen verkaufen. Sein Umsatz habe somit lediglich 1500 Euro betragen.
Massenandrang am Montag
Am Sonntag werden besonders in Wien lebende Türken die Fußball-Partymeile vereinnahmen, wenn es beim Spiel Türkei gegen Tschechien um den Aufstieg ins Viertelfinale geht. Gleichzeitig rechnet die Polizei auch mit einem Ansturm von Fans aus Deutschland. Außerdem werden am Montag auch wieder hunderte Fußballfans aus Kroatien und Polen in der Wiener Fanmeile erwartet. Ob am Montag zum Spiel Österreich gegen Deutschland mit dem Hanappi-Stadion eine zusätzliche Fanzone geöffnet wird, soll am Samstag entschieden werden.
"Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2008