man muss sich aber auch eingestehen, dass manche Spieler "Luftveränderung" dringend nötig hatten, Wimmer, Braunöder, Tabakovic oder Keles wären bei uns sicher nicht mehr vorangekommen und hätte ihren Marktwert nicht gesteigert.
Richtig. Man darf die Spieler nicht aus der Verantwortung nehmen. Man muss den Jungen vermitteln, dass die Austria nicht das Ende der Fahnenstange ist - aber nur, wenn sie sich beweisen. Diesen Spagat muss man schaffen, die Spieler aufzubauen, ohne sie zu verhätscheln. So sehr mir das persönlich widerstrebt, aber letzten Endes sind die Spieler heute Einzelkämpfer. In Österreich gibt es guten Welpenschutz, aber spätestens international ist die Luft dünn. Da kann man sich nicht hängen lassen, weil der Trainer "kein Vertrauen" hat, oder Ansprüche stellen. Oben werden ja ohne Ironie Horvath und Prokop als Positiv(!)beispiele genannt - das ist ja wohl ein Scherz. Horvath hat in der YL göttlich aufgegeigt, und ich kann mich an ein Testspiel erinnern, wo er statt oder neben Murg am Platz war, der ja auch nicht per Sie mit dem Ball ist. Das waren zwei Sportarten. Mehr Hype gibt es nicht. Die Älteren werden sich genauer erinnern, warum er nicht verlängert hat; er wollte einen Fixplatz, oder? Genau weiß ich es nicht mehr. Ich glaube, der Verein hätte ihn liebend gerne gebunden, um ihn teuer zu verkaufen. Wie auch immer, bei der bösen Austria hat es nicht funktioniert, also ging es ins kuschelige Graz. Und dann nach Dresden, und plötzlich hat kein Hahn mehr nach dem Supertalent gekräht. Die Geschichten gibt es zigfach (Prosenik, Knasmüllner fallen mir ein, oder unser Superstürmer aus dem Nachwuchs, der nach England ging und irgendwo in Slowenien versumpert). Großartige Kicker, die erst auf die Schnauze fallen müssen, weil sie nie gelernt haben, sich durchzusetzen. Jetzt bin ich wieder ketzerischer als ich sein will, ich bin ja nicht einmal richtig dieser Überzeugung, aber ich stell es mal als Diskussionsgrundlage herein: Wenn du bei der Austria spielst und auf deiner Position spielt plötzlich Potzmann, Schmidt oder Holland, dann ist das auch dein Problem, und wenn du einem Trainer, der kein komplett Wahnsinniger ist, nicht beibringst, Vertrauen in dich zu haben, wird es auch in der weiteren Karriere schwer.
Für die Seele gibt es ein Positivbeispiel, das ich immer wieder gerne hervorhole. Emir Dilaver. Der hat zum Teil furchtbare Partien gespielt, ist dann aber immer besser worden und hat sich durchgebissen. Natürlich kein Weltklassekicker, aber er hat das Maximum aus seiner Karriere herausgeholt. Fünf Mal Meister in drei verschiedenen Ländern, und das, obwohl es talentiertere Kicker auf seiner Position gab. Solche Typen brauchen wir.