Das tut mir leid.
Die Saison 94/95 war nicht so schlecht. Im Gegenteil. Prosenik hatte ein sensationelles Jahr und war der kreative Spielmacher schlechthin (Stöger verließ die Austria im Sommer 1994), das Team hatte lange Zeit die Chance, Meister zu werden (in der 33. Runde gewannen wir ausgesprochen souverän ein Auswärtsderby; ich war selten so entspannt bei einem Auswärtsderby).
Nie oder selten hatte eine österreichische Mannschaft (mit 9 Österreichern, daher keine Legionärstruppe) im Europacup gegen eine englische Mannschaft besser gespielt als die Veilchen im Herbst 1994 in London bei Chelsea. Die Mannschaft war großartig eingestellt und trat sehr beherzt und engagiert auf. Die hätten gewinnen können/müssen.
Auch im ersten Heimspiel gegen Salzburg im Sommer 1994 (nach demütigenden Niederlagen in der Vorsaison; dazu unten) trat die Austria überzeugend und beeindruckend auf. Bissig, laufstark, willens- und kampfstark. Die haben die Salzburger verdient 3-1 besiegt und niedergekämpft (stand schon 3-0). Das Horrstadion war ein Tollhaus. Im Sturm hatten wir Mjelde, Ogris und Kubica (und übrigens Djuricin Senior) im Mittelfeld Narbekovas, Flögel und Prosenik. In der Verteidigung brachte Coordes den jungen Michael Zechner, der an dem Tag eine Sternstunde hatte. Leider hatte er die Leistung nicht dauerhaft wiederholen können.
Coordes hat es sich offenbar mit den damaligen Granden Zsak, Wohlfahrt und Ogris verscherzt. Mir fehlen dazu Insiderkenntnisse. Die drei dürften schon eigenwillige Typen gewesen sein, die sich wahrscheinlich nicht unterordnen konnten. Dazu angeblich ein Lebenswandel, der nicht 100%ig professionell war. Raucher zum Beispiel.
Im März 1995 wechselte Coordes beim Auswärtsspiel in Salzburg Kauz ein und nahm ihn wieder raus, obwohl er nicht mehr wechseln konnte. Für mich war das ok. Was für ein Signal!? Lieber zu zehnt als halbherzig, lahmarschig, lustlos und pomadig.
Von mir kein schlechtes Wort über Coordes. Sicher ein eigenwilliger Typ mit Charakter. Mir war er lieber als Hickersberger, der uns in der Saison 93/94 betreute, lautstark vor einem Auswärtsspiel gegen Salzburg verkündete, wir seien die beste Mannschaft Österreichs, obwohl wir von denen ein paar Wochen zuvor zuhause 0-4 abgeschossen wurden und in Salzburg dann auch eine 0-6 Klatsche einfuhr. Wegen derartigen hochnäsigen und arroganten Sprüchen war die Austria damals so verhasst überall („Nie mehr Austria Wien“ Gesänge waren überall en vogue). Coordes sagte nie vergleichbares. Dazu war er viel zu professionell.
Mit so einem Trainer wie Coordes hätten wir nie ein Cupfinale zuhause gegen einen Drittligisten verloren. Nie. So etwas passiert einem deutschen Trainer schlicht nicht.
Ich habe nie schlecht über Coordes gedacht.
RIP Egon Coordes! Danke für viele schöne und gute Erinnerungen.