Mit großer Spannung habe ich unseren ersten Auftritt - im von Herrn Krammer selbsternannten - "Modernsten Stadion Europas" erwartet.
Die Skepsis war groß, wie weit die Eigensicht und Augenauswischerei einem internationalen Vergleich dann wirklich standhält. Umso größer war die Ernüchterung nach der Ankunft:
Bis auf den separaten Zugang zum Gästesektor hat sich eigentlich nichts zum positiven gewandt. Der Vorplatz ist lieblos gestaltet. Der erste Eindruck beim Blick auf das Playmobil Stadion, erinnert an viele Stadien die in den 70-gern herausgestampft wurden und wo sich seit dem Rohbau nichts mehr verändert hat, weil man auf die kahlen Betonkonstruktionen starrt, welche die Schalungsplatten freigegeben haben. Das kann man auch mir der billigen Dachkonstruktion aus Plastik nicht kompensieren.
Einen Kiosk um die wartenden Fans beim Einlass mit Speisen und Getränken zu besänftigen sucht man vergebens. Eine Toilette leider ebenfalls, was bei einem Stadionneubau anno 2015 eigentlich ein Must-Have ist, vor allem wenn man bedenkt, wie lange man vom Anstellen braucht, bis man dann endlich im Stadion ist und seine Notdurft dort erleichtern kann.
Irgendwie hatte ich aber wieder das Gefühl, dass man die Schikanen mit Kalkül so gestaltet hat. Immerhin fand ich es authentisch, dass man mit den Tretgittern am Vorplatz, den Darmgang derer nachempfunden hat, denen man jahrelang in den Arsch gekrochen ist, um den lieblosen Kommerztempel zu realisieren:
Wären wir Hühner und keine Fußballfans, hätten die Vier Pfoten schon längst Alarm geschlagen und für eine Schließung dieser Legebatterie plädiert. Mit Fußballfans kann man es aber machen.
Im Stadion dann das selbe Bild:
Fans dicht an dicht gedrängt, die Aufgänge steil und bedingt durch eine Reling in der Mitte viel zu eng, dass man sich da kaum hinauf und hinunter bewegen konnte. Da blieb nur noch die Flucht zwischen die Klappsessel Reihen - welche schon vor 20 Jahren auf der Gugl eingesetzt wurden - wobei es dort ähnlich unbequem war, wie auf den Stiegen.
Fazit: das wirkliche Upgrade zum Satanappi ist - wie zu erwarten - wohl der VIP-Klub, der selbst für Spitzenspiele zu groß dimensioniert ist. Das war bei all der Augenauswischerei wohl der Grund der beim SCR für einen Neubau gesprochen hat. Der gemeine Fan dagegen, fühlt sich wie bei einem Ryanair Flug und wird irgendwo hineingepfercht.
Den Status der alten West als reine Abotribüne hat man riskiert, um nach Außen hin das Bild des Fanmagneten zu transportieren. Ob die Stimmung dadurch besser wurde, wage ich zu bezweifeln. Quantität vor Qualität eben.
Momentan ist ja noch alles neu und jeder grüne will einmal in das Stadion gehen. Man wird erst in 2-3 Jahren richtig merken, was der Kommerztempel dem SCR in der Kosten-Nutzen-Rechnung wirklich bringt und da bin ich etwas skeptisch. Aber es soll uns doch recht sein, wenn sich die vielen Fehler die in der Eifer des Gefechts begangen wurden, sich irgendwann einmal rächen.
Ich bin optimistisch, dass unser Stadionprojekt mehr Herz statt Kommerz hat und uns damit den nachhaltigen Boost gibt, dass wir sportlich wie auch wirtschaftlich langfristig wieder die Nummer 1 in Wien werden, was wir seit gestern sportlich ja vorübergehend endlich wieder sind