Sir Karls Abrechnung mit der Wiener Austria - "Ich verspüre Genungtuung"

  • Daxbachers Abrechnung mit der Austria


    "Ich verspüre Genugtuung": Der Ex-Austria-Coach im KURIER-Interview über Parits, Linz und Vastic


    Montag Abend entscheidet die Austria über die Zukunft von Ivica Vastic nach dem Verpassen der Europacup-Qualifikation. Der Vertrag des Trainers wird wohl wie jener von Karl Daxbacher auslaufen.


    Bisher hat sich der im Dezember beurlaubte Vastic-Vorgänger freundlich zurückgehalten. Im KURIER spricht der 59-jährige Statzendorfer erstmals ausführlich über die Rolle von Sportchef Thomas Parits, Zankapfel Roland Linz und seine Enttäuschung.


    KURIER: Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie die Geschehnisse bei der Austria?


    Karl Daxbacher: Ich verspüre Genugtuung. Es ist eine Enttäuschung da. Ich wünsche der Austria nichts Schlechtes. Ich bin den Spielern und dem Verein verbunden, da schwanken die Emotionen. Aber am Ende ist es Genugtuung.


    Wurde Ihre Arbeit als Trainer falsch eingeschätzt?


    Es bestätigt sich immer im Nachhinein, dass meine Erfolge und die Entwicklung von Spielern keine Selbstverständlichkeit waren, wie es auch bei der Austria vermutet wurde. Ich werde erst geschätzt, wenn ich weg bin. Das passiert mir jetzt zum dritten Mal.


    Zum ersten Mal in St. Pölten, nachdem Sie 1999 den neugegründeten SKN in der fünften Spielklasse übernommen haben?


    Genau. Ich wurde einen Tag vor Saisonbeginn gefragt, ob ich komme. Wir wurden zwei Mal in Folge Meister und ich musste gehen, weil ich angeblich keine Viererkette spielen lassen kann. Die habe ich dann bei den Austria Amateuren spielen lassen und wir wurden wieder Meister.


    Was lernen Sie vom Rauswurf für Ihre Zukunft?


    Dass ich ein schlechter Verkäufer meiner Arbeit bin. Das hängt mit meinem Naturell zusammen. Und ich hätte sicher zwei, drei Entscheidungen durchziehen müssen ohne Rücksicht auf eine gute Zusammenarbeit mit Thommy Parits.


    Denken Sie dabei auch an die Rangelei mit Roland Linz in der Kabine und seine folgende Begnadigung?


    Ja. Linz hat die Aussprache mit mir gesucht und ich war dann zu menschlich. Ich hätte mich über die Meinung von Parits hinwegsetzen müssen. Er wollte immer alles planieren.


    Linz hat auch mit Vastic Probleme. Ist er vielleicht sogar untrainierbar?


    Nein, er ist ja an sich nicht ungut. Aber er gibt einem halt sehr oft das Gefühl, dass er nicht alles gibt. Daraus entsteht die Frage, ob die Mannschaft mehr Erfolg hätte mit einem Stürmer, der besser zum modernen Fußball passt? Und wenn er nicht spielt, verweist er auf seine Torstatistiken und wird aufmüpfig.


    Hat Sie Ihr Rauswurf tatsächlich völlig unvorbereitet im Urlaub getroffen?


    Ja. Ich habe erwartet, dass es mir Parits sagt, wenn es eng wird, weil wir ein sehr gutes Verhältnis hatten. Aber es hat dazu kein einziges Gespräch gegeben. Und es hätte auch nach dem Rauswurf keines gegeben, wenn ich nicht noch darauf gedrängt hätte.


    Wie ist so ein Ende nach dreieinhalb Jahren möglich?


    Ich glaube, dass Sponsoren und die Rising Stars (Investorengruppe, Anm.) Druck gemacht haben und Parits dem nachgegeben hat. Er betont zwar, dass es seine Entscheidung war, aber ich glaube nicht, dass er das so wollte. Diese Art des Abgangs hat überhaupt nicht gepasst.


    Gibt es noch Kontakt zu dem Verein, mit dem Sie sieben Mal Meister wurden?


    Ein paar Spieler wollten öfters Kontakt aufnehmen. Das hat mich gefreut. Aber ich war dagegen, bevor das falsch ausgelegt wird.


    Wie beurteilen Sie die Lage nach diesem Frühjahr?


    Parits und ich haben aus einem unsympathischen Stronach-Klub einen sympathischen mit jungen Österreichern gemacht. Wir waren spielerisch nie unterlegen. Das ist jetzt weg. Wie kann eine attraktiv spielende Mannschaft plötzlich so destruktiv auftreten?


    Die Verkäufe von Barazite und Junuzovic dürften wohl auch ein Grund sein.


    Das alleine ist es nicht. Wir haben nach Acimovic auch einfach weiter nach vorne gespielt. Die Analyse, dass die vielen Gegentore das Problem sind, war ganz falsch. Dadurch wurden die Spieler taktisch zu sehr eingeengt und in ein Dilemma gedrängt, aus dem sie nicht mehr rausgekommen sind. Wobei ich schockiert war, wie schnell Vastic von den Fans attackiert wurde.


    Sollte die Austria mit ihrer Geschichte eine offensive Spielphilosophie vorgeben?


    Die Fans erwarten das. Diese Offensive ist auch meine Überzeugung. Parits wollte mich einbremsen: Er hat oft empfohlen, lieber mit zwei Sechsern zu spielen.


    Wohin kann ein Ex-Austria-Coach noch wechseln?


    Eigentlich ist es in Österreich dann schwer. Aber ich sehe das wie bei Spielern, die bei Rapid oder der Austria waren: Wenn sie bei kleinen Vereinen nicht genauso viel geben, sollten sie es ganz lassen. Die Vergangenheit zählt nicht. Warum sollte ich nicht nochmal in die Regionalliga gehen?


    Sie müssten Ihr Ego in den Hintergrund rücken.


    Das ist kein Problem. Das Spannendste ist doch dieser Kitzel, Erfolg haben zu müssen. Und den habe ich in Würmla auch gespürt.



    "Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würde." - Nick Hornby - FEVERPITCH



  • Wow! Solche ehrlichen und auch manchmal harten Interviews hätt ich mir schon zu seiner Zeit bei uns gewünscht...


    Edit: Wobei das eigentlich schockierenste an dem Interview ist, dass man herausliest wieviel Einfluss scheinbar Parits auch auf die Aufstellung nimmt..


    richtig. völlig richtig.


    wie schon im anderen fredl gesagt, leider hat vastic weitergemacht. nach dem interview muss ich es noch ergänzen mit " und auch dreinreden lassen.
    auch beim thema linz kann man zwischen den zeilen jetzt das wahre ausmass erahnen, wie es im team zugeht.

  • Schön zu sehen, dass Daxi auch nur ein Mensch ist - dachte fast, den tangiert gar nichts. Aber wer würde nicht Genugtuung verspüren. Ich finds außerdem professionell, dass der Interviewer die Frage, ob Karl wiederkommen würde, wenn die Austria ihn fragt, gar nicht gestellt hat. Das wäre beim ORF sicher anders gewesen.

  • wenn parits so einfluß auf die aufstellung nimmt, warum haben dann dauernd dilaver und leovc gespielt und dafür sind linz und grünwald dauernd auf der bank bzw. tribüne gesessen???


    super artikel unseres tollen medienpartners - RESPEKT

  • Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken.
    Sponsoren steuern Parits, Parits steuert den Trainer.


    Finde ich gut dass das langsam medial rauskommt was unter vorgehaltener Hand gesagt wurde,dass wird hoffentlich einige Herren einbremsen.


    Natürlich wollen die Sponsoren Erfolg,steigert den Marktwert. Aber Einfluss in die sportliche Abteilung sollte strikt tabu sein!


    Obwohl ich kein Foda Fan bin, aber er hat bewiesen dass er sich nicht in seine Taktik einmischen lässt und Eier hat dass auch laut zu sagen!
    Schließlich hat ihn das auch seinen Job bei Sturm gekostet!

  • Parits wollte mich einbremsen: Er hat oft empfohlen, lieber mit zwei Sechsern zu spielen.


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    Wenn das stimmt - Wahnsinn! Dann ist ja der Parits echt die graue Eminenz bei uns ... und viele hier (mich zum Teil eingeschlossen) haben sich immer über den Daxi beschwert, dass er in einem Heimspiel 2 Sechser aufbietet.
    Auf jeden Fall sehr informatives Interview!

  • So wie ich den Daxi einschätze sagt er im Interview die Wahrhei; was würden ihm auch irgendwelche Racheakte bringen??
    Den Parits schätze ich seit Jahren wegen seiner durchwegs guten Transers...
    ABER das der "Sportdirektor" dem Trainer die Taktik vorgibt bzw. die Aufstellung diktieren will, geht mir doch zu weit.
    Dann könnte er sich den Trainer doch gleich sparen!


    Aber jetzt weiß ich auch die suchenden Blicke vom Ivo richtig zu deuten...
    Er hat den Parits auf der Tribüne gesucht, damit er die Wechsel angezeigt bekommt.

  • Unter Daxbacher war halt auch nicht alles Gold was glänzt und auch ein Großteil von uns hatte am Ende nicht mehr das Gefühl, dass er die Mannschaft noch richtig im Griff hatte, bzw. ein Garant für Erfolg sein konnte. Insofern war seine Ablöse damals mehr als nachvollziehbar. Dass man jetzt unter Vastic einen Bauchfleck hingelegt hat, sollte keine Werbung für Daxbacher sein, sondern vielmehr ein Denkanstoß für die Zukunft.


    Hoffe, dass man die richtigen Schlüsse aus den Fehlern der Vergangenheit ziehen kann und einen Mann für die Trainerbank findet, der endlich das Maximum aus der Truppe herausholen kann ;)

  • Zwischen empfehlen und befehlen sind ja auch Unterschiede, warum sollte der Parits nicht sagen dürfen, 2 6er wären ihm lieber als Sportdirektor? Wenns Befehle gewesen wären hätte der Daxi sicher von selbst den Hut draufgehaut, der lässt sich doch keine Aufstellung vorsagen über 3,5 Jahre, wie man eh auch rauslesen kann. Seh an unterschiedlichen Meinungen zu Aufstellungen solange sie in einer Diskussion sind keinen Aufreger, hier sind sich ja auch nie alle einig wie die optimale Aufstellung wäre, warum sollten Sportdirektor/Trainer nicht auch diskutieren können, solang der Trainer dann immer noch allein aufstellt kein Problem.

  • Last sich nach so einem Frühjahr jetzt leicht behaupten - warum ist er denn dann ned schon früher damit rausgekommen.


    Das Parits druck von Sponsoren und den Rising Stars abbekommt wenn man aus 10 Spielen gerade mal 2 oder 3 Siege hollt ist klar da geht ja Marie eventuell flöten im Fall der Rising Stars.
    Das vielleicht der ein oder andere Sponsor seinen Jockey gern im Sattel sehen möchte is auch klar aber selbst wenn man zum Vorgänger ein gutes verhältniss hat wird es schwer sein die Steigbügel zu halten wenn so eine Serie dann gegen ihm spricht.
    Aha Parits hat ihn also versucht rein zu reden - bedeutet jedes mal wenns gut gelaufen is war das Daxbachers verdienst bei Spielen wos ned gelaufen is war halt der Linz oder der Parits schuld - sorry das kanns ned sein.


    Auf jemand der gerade unten ist (bzw der gerade ein Tief durchlebt) ist ja leicht hin zu tretten.


    Da is sich der Sir anscheinend nicht zu schade dafür.

    Wo sind Reiter und Ross.
    Und das Horn das weithin hallende?
    Lang vergangen wie Regen im Wald und Wind in den Ästen.
    Im Schatten hinter den Bergen versanken die Tage im Westen.
    Wie konnte es soweit kommen?
    Dies möge die Stunde sein, da wir gemeinsam Schwerter ziehen!
    Grimmetaten erwachet. Auf zu Zorn, auf zu Verderben und blutig Morgen.

  • Wofür ? Respekt hät er verdient, wenn er das ganze zu Zeitpunkt seiner Trainertätigkeit angesprochen hätte und entsprechend die Konsequenzen gezogen hätte.



    Weißt aber schon, das er NUR beurlaubt wurde! eine Derartige Aussage hätte ihm eine Fristlose Auflösung bringen können. Gründe hierfür wären genüge in seiner Aussage. er kommt halt erst jetzt, weil a, Saison vorbei und b sein Vertrag Offizell aus ist und er die Kohle hat. würde glaub ich jeder von uns so machen......


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    Wenn das stimmt - Wahnsinn! Dann ist ja der Parits echt die graue Eminenz bei uns ... und viele hier (mich zum Teil eingeschlossen) haben sich immer über den Daxi beschwert, dass er in einem Heimspiel 2 Sechser aufbietet.
    Auf jeden Fall sehr informatives Interview!


    warum ist das ein wahnsinn ?


    die beiden haben gemeinsam gespielt, warum sollte parits seine sportliche meinung nicht äussern ? er kann ja sagen, ich würd so od. so spiele. die entscheidungskraft liegt beim trainer.

  • Wie schon vorher gepostet wurde bestimmt die Richtung genau einer - der Geldgeber. Wie in jeder größeren Organisation auch.


    Man darf sich das aber mMn. nicht so "mafiös" vorstellen als das jetzt ein Anruf vom z.B. Verbund-manager kommt: "Herr Parits, wir bezahlen für Erfolg und eine daraus reaultierende gute Reputation unserer Marke - also hören Sie auf mit diesem Harakiri-Fußball und spielen bitte mehr auf Sicherheit!"
    Darauf hin geht Parits zum Daxi und sagt: "Du, wir haben großen Druck, müssen im nächsten Spiel sicherer spielen." Und deswegen stellt Daxi im folgenden Spiel zwei Sechser auf.
    So einfach ist es mMn. nicht.


    Was aber, so glaube ich, fehlt, ist das klare Bekenntnis zu einer Strategie. Ausbildungsverein? Sparphilosophie? Oder doch eine technisch starke und offensiv ausgerichtete Austria Wien welche immer zumindest zwei überdurchschnittlich gute Spieler (welche halt auch Geld kosten) in den Reihen hat und in der EL vertreten sein muss. Alles auf einmal geht mMn. nicht - zumindest nicht in Österreich.


    Wenn es diese "eine" eindeutige Strategie gäbe und sich alle dazu bekennen bzw. diese auch leben, gibt es mMn. keine derartigen Experimente wie zuletzt erlebt. Als Austriafan hat man ja auch eine gewisse Erwartungshaltung bzw. bestimmte Beweggründe WARUM man gerade die Austria supportet. Und in den meisten Fällen wird das deswegen sein, weil die Austria nicht einfach so gewinnt (wie der Großteil der österreichischen Vereine), sondern auch was fürs Auge bietet! Um das jedoch garantieren zu können, bedarf es jedoch eines klaren Bekenntnises - und wir alle wissen welches das sein müsste um die alte Austria wieder zu sehen - jenes welches einem Finanzchef, in erster Instanz, vermutlich weniger gefällt ;)


    cheers

  • Weißt aber schon, das er NUR beurlaubt wurde! eine Derartige Aussage hätte ihm eine Fristlose Auflösung bringen können. Gründe hierfür wären genüge in seiner Aussage. er kommt halt erst jetzt, weil a, Saison vorbei und b sein Vertrag Offizell aus ist und er die Kohle hat. würde glaub ich jeder von uns so machen......


    Nochmals die Frage : Wieso hat er für diese Vorgangsweise Respekt verdient ? Wenn du jetzt sagst so würde es jeder machen ?

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