Grad sagt seine Meinung !

  • Grad: "Eigentlich ist es nur noch Abzockerei!"


    Franz Grad rechnet bei LAOLA1 mit Murksern, Managern, Magnaten und Mächtigen abWien – Fasching, die fünfte Jahreszeit. Viele Rechte, wenig Pflichten, und ein Motto: Du sollst (dich) nicht langweilen.


    Langweilig wird es auch bei LAOLA1 nicht, denn wir haben Paschings-Dienstag.


    Das Lachen dürfte dennoch einigen vergehen, und so manchem wird der Faschingskrapfen im Hals stecken bleiben.



    Denn nur hier gibt’s die Abrechnung von Franz Grad. Der Spediteur, der einst den Dorfklub Pasching in die Bundesliga geführt und im letzten Jahr dann seine Lizenz verkauft hat, räumt auf.


    Ein Gespräch über Murkserei im heimischen Fußball, gescheiterte Existenzen, die Kärntner Zufriedenheit und unmoralische Manager.



    LAOLA1: Die Bundesliga steckt mitten in der Vorbereitung auf das Frühjahr. Fehlt Ihnen die Bundesliga eigentlich?


    Franz Grad: Nein, das kann ich nicht wirklich behaupten. Die Herrschaften, die sich das noch antun, das ist aber in ganz Europa gleich, tun mir leid. Einen Profi-Verein zu führen ist in Österreich unter diesen Voraussetzungen sehr, sehr schwierig.


    LAOLA1: Welche Voraussetzungen meinen Sie?


    Grad: In Österreich kann man nur unterscheiden zwischen Vereinen, die politisch gestützt sind. Das kann in jedem Bundesland nur einer sein. Und dann gibt es eben noch Mäzene wie Stronach, Mateschitz oder Trenkwalder. Der Rest dazwischen ist Murkserei.


    LAOLA1: Apropos Murkserei. Wie gefällt Ihnen eigentlich, was Austria Kärnten bis jetzt so macht?


    Grad: Das hat man zu leicht genommen. Mir ist es vor zwölf Jahren ähnlich gegangen, das unterschätzt man. Das bis jetzt nichts daraus gemacht wurde, liegt daran, dass es für einen normalen Wirtschaftstreibenden gewöhnungsbedürftig ist, einen Fußballklub zu führen.


    LAOLA1: Dafür mischt die Politik munter mit.


    Grad: Ohne Politik gäbe es den LASK nicht. Rapid ohne Politik wäre in dieser Form nicht haltbar. Tirol ohne Politik tot? Der Verein wäre schon lange tot. Aufgrund der Kleinheit des Landes sind wir nicht unbedingt attraktiv für Sponsoren. Und wenn man keine Sponsoren findet, müssen sich Politik und Fußball eben vertragen.


    LAOLA1: Aber geht es den Politikern nicht eigentlich darum, über den Fußball ihre Popularitätswerte zu verbessern?


    Grad: Die Politik ist dafür verantwortlich, die Jugendlichen von der Straße zu holen. Deshalb ist jeder in den Fußball investierte Euro gut investiertes Geld. Der Vergleich mit der Kultur ist vielleicht unfair, aber wenn wir uns eine Staatsoper, einen Opernball oder Theater leisten, dann können wir uns den Fußball auch leisten. Ich finde, dass sich die Politik auch um jene zu kümmern hat, die sich keine Oper leisten können. Und das ist eben das Gros am Fußballplatz!


    LAOLA1: Sollte Kärnten am Saisonende absteigen, wäre das Projekt dann gescheitert?


    Grad: Ãœberhaupt nicht. Aber die Kärntner waren einfach zu vertrauensseelig. Die haben sich gesagt da ist jemand, der ist ein guter Mann, der macht das. Ohne dass man eingreifen muss. Der gute Mann war aber von 25 Profis abhängig und hat nie darauf hingewiesen, dass er es alleine nicht schafft. Das war fahrlässig.


    LAOLA1: Sie haben einmal gesagt, dass Bundesliga in Pasching ist, wie ein Hotel in der Wüste zu führen. Gilt das nicht auch für Kärnten?


    Grad: Im Gegenteil. Kärnten hat im Herbst den Zuschauerrekord aufgestellt. Da ist Potenzial, da gibt es Zuschauer. Die verlieren vor 7.000 Zuschauern und alle klatschen. Ich wäre von der Tribüne runtergehupft. Aber die Kärntner sind zufrieden. Hauptsache gelaufen und gekämpft.


    LAOLA1: Ried-Manager Stefan Reiter hat in einem Interview gesagt, dass die Erste Liga nicht lebensfähig und also auch sinnlos ist. Ihre Meinung?


    Grad: Genau so ist es. Die Erste Liga ist eine Schande für das gesamte Profi-Dasein. Aber das habe ich dem Herrn Prohaska schon vor sieben Jahren gesagt. Kein Mensch kann mir sagen, wofür diese Liga gut ist.


    LAOLA1: Die Idee war, dass junge Spieler langsam an die Bundesliga herangeführt werden.


    Grad: Ich konnte und kann diesen Jugendwahn, der da betrieben wurde, nicht nachvollziehen. Wenn einer als drei Jahre Erste Liga spielt, ist er abgestempelt. Dann kommt er da nie wieder raus. Außer sein Verein steigt auf, aber wie oft ist das schon.


    LAOLA1: Wofür ist die Erste Liga dann überhaupt gut?


    Grad: Sie ist Auffangbecken für gescheiterte Existenzen aus der Bundesliga. Das gilt aber auch für Regional- und Landesligen. Hauptsache, die Spieler und Manager leben gut. Aber die Vereine gehen am Stock. Und es ist unmöglich, dass jemand vom Amateurfußball noch einmal in eine Profiliga kommen kann.


    LAOLA1: Welche Erfahrungen haben eigentlich Sie mit Managern, Beratern, Spieleragenten gemacht?


    Grad: Ich habe nichts gegen Manager. Solange es sich um seriöse Leute handelt, die am Fortkommen des Spielers interessiert sind. Das ist am österreichischen Markt relativ schwierig. Eigentlich ist es nur noch Abzockerei. Bei jeder Vertragsverlängerung geht es darum, wie weit man Gehalt und Prämien in die Höhe treiben kann. Und dann kassiert der Manager vom Spieler auch noch einen gewissen Prozentsatz. Unmoralischer geht’s ja kaum noch. Das gehört geregelt, und es gibt ja auch ein entsprechendes Regulativ von FIFA und UEFA. Aber es richten sich nur die wenigsten danach!


    LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.


    Das Interview führte Stephan Schwabl




    Quelle: LAOLA1.at

    Play for the name on the front of the shirt, and they'll remember the name on the back." - Tony Adams

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