Quo Vadis, 2. Liga?

  • Ich würde hier gerne einmal etwas an die doch zahlreich vertretenen Insider bzw Experten hineinwerfen:


    Wie seht ihr die Reform der 2. Liga? Ich finde diese vollkommen missglückt und den Bewerb kaputt.


    Die 2. Liga sollte der Unterbau der 1. Liga sein und daher lauter aufstiegswillige Klubs beinhalten. Von 16 Klubs haben exakt vier (GAK, FAC, Lustenau, St. Pölten - letztere in 2. Instanz) die Lizenz für die Bundesliga erhalten. Alle anderen Klubs dürfen (kein Geld, keine Infrastruktur, echter Amateurklub oder Zweitteam eines Bundesligisten) oder wollen (Kooperationsklub) nicht in die Bundesliga aufsteigen. Das ist insgesamt sportlich wertlos. Vier aufstiegswillige Klubs in einer Sechzehnerliga.

    Auch das Zuschauerinteresse an der zweiten Liga ist nachvollziehbarerweise nahezu nicht vorhanden. Es würde mich nicht wundern, wenn also die Bundesliga in absehbarer Zeit eine radikale Reform der 2. Liga auf die Strecke bringen würde. Diese kann dann eigentlich nur so aussehen, dass wieder mehr der Fokus auf Klubs gelegt wird, die tatsächlich in die Bundesliga aufsteigen wollen. Seht ihr das auch so oder höre ich da Gras wachsen?


    Was bedeutet das für die Austria? Aktuell sind die YV dazu da, eben die Reservemannschaft der Kampfmannschaft zu sein (Akademiespieler werden hochgezogen, aktuell nicht brauchbare Kampfmannschaftsspieler dürfen dort ran, vereinzelt billige Transfers dorthin mit Hoffnung auf die Kampfmannschaft in ein paar Jahren). Angenommen, die YV dürfen nicht mehr 2. Liga spielen: Was dann? In der Regionalliga funktioniert dieses Konzept nicht - der Sprung in die Bundesliga ist dann viel zu groß. Theoretisch ist das auch bei einem sportlichen Abstieg der YV denkbar, aber irgendwer geht immer ein bzw sonst wird eben in den letzten Partien aus der Kampfmannschaft jemand zum Aushelfen abgeordert. Eine eigene Amateurliga für die Zweitteams der Bundesligaklubs wäre wahrscheinlich um gar nix attraktiver, aber für die Zwecke der Austria wahrscheinlich gleich zielführend wie die aktuelle Situation - bloß dann könnte man auch eine weitere "Jugendliga" (zB U20) draus machen für die Akademie-Meisterschaften des ÖFB.


    Gibt es zu einer Reform der 2. Liga irgendwelche Gerüchte oder bekannte Pläne?

    Verdientes UEFA-Preisgeld:

    Schmid, 1. Jahr: EUR 474.768

    Schmid, 2. Jahr: EUR 4.582.749

    Wimmer: EUR 779.901

    Einmal editiert, zuletzt von Vogelkot () aus folgendem Grund: Tippfehlerkorrektur

  • Gibt es zu einer Reform der 2. Liga irgendwelche Gerüchte oder bekannte Pläne?

    Nein, da ist nichts bekannt. In Wahrheit ist die zweite Liga jedoch ohne die YV, Liefering,, Rapüd II und Lask Juniors/Sturm Amateure gar nicht mehr denkbar. Ein typischer Regionalliga-Aufsteiger kommt heutzutage schon mit den Reisekosten an seine Grenzen, geschweige denn, dass er einen Profikader und entsprechende Stadion-Infrastruktur auf die Beine stellen kann. Insofern musste ich auch sehr lachen, als ich hörte, dass der FAC die Bundesliga-Lizenz erhalten hat - mit einem Stadion in einem Wohngebiet, ohne nennenswerte Zu- und Ableitungsmöglichkeiten für die Fans, Autos, Busse...


    Meine Idee ist, die zweite Liga komplett nach wirtschaftlichen Interessen bzw. Notwendigkeiten aufzustellen, wer die Infrastruktur und die Finanzierung nachweist, soll spielen dürfen, wer nicht - nicht. Ohne sportliche Absteiger in die und ohne sportliche Aufsteiger aus der Regionalliga. Mir fehlt momentan auch bei allen Regionalligen die Phantasie, welcher Verein es da schaffen würde oder sollte, in den Profifußball zu kommen. Vienna ist jetzt eh oben, aber selbst beim Sportklub hab ich schon Fragen und überhaupt erst bei Vereinen wie Stripfing, oder FC Marchfeld.

    • Offizieller Beitrag

    Der Punkt ist ja der, dass es die Reform gab weil wir in Ö keine 20 Profivereine zusammenbringen. Deshalb gibts jetzt eine Profi-Liga, und eine Halbprofiliga, die (und das ist für die Vereine wichtig) mit den Amateurmannschaften die sportlich dort hin gehören angereichert werden.


    Ob die Reform missglückt ist oder nicht steht für mich nicht zur Debatte - siehe Punkt 1. Wir haben einfach nicht genügend Vereine die sich Profifussball leisten können. Während es in D über die drei höchsten Spielklassen einen Zuschauerschnitt von 10000 gibt, schaffen das bei uns gradmal die 5 Top Zuschauermagnete in Ö. Solang das nicht geändert wird, die Stadien Stadien werden, die Berichterstattung besser wird, das Interesse größer wird, dadurch mehr Zuschauer und mehr Sponsoreinnahmen eingenommen werden, wirds nicht mehr Vollprofivereine geben. Ist leider so.

  • Während es in D über die drei höchsten Spielklassen einen Zuschauerschnitt von 10000 gibt,


    die Berichterstattung besser wird

    Weil es in Deutschland auch eine viel größere Anzahl an großen Städten mit Traditionsvereinen gibt. Essen zum Beispiel hat 600.000 Einwohner, spielt 4. Liga und hat 16.500 Zuseher in einem Top-Stadion. Der Zuseherschnitt in der deutschen Regionalliga ist bei manchen Vereinen höher, als bei uns in der Bundesliga.


    Und zur Berichterstattung: Ich seh die YV auf dem Livestream bei laola1, da ist teilweise nicht mal ein Kommentator vor Ort! Die Spitzenspiele der 4. Liga in Deutschland werden live in den regionalen TV-Sendern übertragen, also auf BR, MDR, HR, WDR, NDR usw.

    • Offizieller Beitrag

    Weil es in Deutschland auch eine viel größere Anzahl an großen Städten mit Traditionsvereinen gibt. Essen zum Beispiel hat 600.000 Einwohner, spielt 4. Liga und hat 16.500 Zuseher in einem Top-Stadion. Der Zuseherschnitt in der deutschen Regionalliga ist bei manchen Vereinen höher, als bei uns in der Bundesliga.


    Und zur Berichterstattung: Ich seh die YV auf dem Livestream bei laola1, da ist teilweise nicht mal ein Kommentator vor Ort! Die Spitzenspiele der 4. Liga in Deutschland werden live in den regionalen TV-Sendern übertragen, also auf BR, MDR, HR, WDR, NDR usw.

    Ist irgendwie ein Kreislauf, der in Ö nie durchbrochen wurde. Ich glaub es war die Sendung Anpfiff Ende der 80-er, die damals erstmals in D den Fußball in Richtung Privatfernsehn gebracht hat, zumindest ist ab diesem Schritt in D GANZ anders über den Fußball berichtet worden. Dort wurde versucht Spiele spannend zu bringen, bei uns hat man bis heute den Eindruck, dass z.B. Polzer eigentlich keinen Bock hat über den Ö Fußball zu berichten. Dadurch hats in D ein massiv gesteigertes Zuschauerinteresse gebracht, mehr Zuschauer in den Stadien, etc.



    Bei uns? Bei uns ist man bis heute "cool", wenn man "Ich bin Fußballfan, aber der Ö Fußball interessiert mich überhaupt nicht" von sich gibt. Wir brauchen Fernsehsender, die über den Fußball positiv berichten, und keine Polzer, die stolz drauf sind wenn sie unsere Partien schlecht reden. Und auch wenn das das Thema nur am Rande schneidet: Wir werden in Ö erst dann einen boomenden Profifussball haben, wenn wir mehr Zuschauer ins Stadion bekommen, die bekommen wir nur dann, wenn der Sport besser vermarktet wird, auch im Fernsehen stattfindet (und zwar über die 90 Sekunden pro Spiel hinausgehend). Erst wenn wir so eine ähnliche Zuschauerentwicklung wie vor 30 Jahren in D haben, werden wir wieder problemlos 20 Vereine finden die Profifußball spielen können.

  • Ist irgendwie ein Kreislauf, der in Ö nie durchbrochen wurde.

    das ist richtig, hier in Deutschland und speziell in Köln ist Fußball faktisch in der Mitte der Gesellschaft. Da ist es nicht merkwürdig, in Fan-Kleidung ins Büro zu gehen, oder im Geschäft zu stehen, sondern total üblich. Ein Stadionbesuch ist nichts, was man belächelt oder merkwürdig findet, sondern ein gesellschaftliches Ereignis, auf das man sich freut und von dem man erzählt, unabhängig davon, wie das Spiel ausgegangen ist. Vor vielen Häusern und in vielen Fenstern hängen Fahnen des Lieblingsklubs, in Schrebergärtensiedlungen in und um Köln herum hat fast jeder einen Fahnenmast mit der FC Köln Fahne (aber auch Dortmund, Schalke, Bochum, Leverkusen, Düsseldorf sind zu sehen). Auf vielen Autos kleben Fußball-Aufkleber, die Wunschkennzeichen in Köln beginnen meistens mit FC und dann das Alter des Lenkers, seine Mitgliedsnummer oder sein Sitzplatz im Stadion. Ex-Kicker sind Respektspersonen und hoch geachtet, nicht wie in Österreich, wo man das Gefühl hat, dass jeder ehemalige Fußballer als Vollidiot dargestellt wird.

  • ich kann mich an 2-3 unterklassige fußballspiele in deutschland erinnern, die ich mir im stadion selbst angesehen habe - die waren wahrlich zum einschlafen... qualität des fußballs und spannung kaum vorhanden, sprich ein spiel zum einschlafen...


    trotzdem habe ich mir die zusammenfassung im deutschen fernsehen angesehn - und siehe da, selbst aus diesen spielen haben sie eine Berichterstattung gemacht, wo man denken konnte, dass spiel hatte Spannung und auch eine entsprechende Qualität mit ein paar Chancen...

    ....

    • Offizieller Beitrag

    ich kann mich an 2-3 unterklassige fußballspiele in deutschland erinnern, die ich mir im stadion selbst angesehen habe - die waren wahrlich zum einschlafen... qualität des fußballs und spannung kaum vorhanden, sprich ein spiel zum einschlafen...


    trotzdem habe ich mir die zusammenfassung im deutschen fernsehen angesehn - und siehe da, selbst aus diesen spielen haben sie eine Berichterstattung gemacht, wo man denken konnte, dass spiel hatte Spannung und auch eine entsprechende Qualität mit ein paar Chancen...

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    Und in dieser Spirale kommts dann dazu, dass der Stadionbesuch allein schon Teil der "Faszination Fußball" ist. Ich kann mich an ein BVB/Schalke Spiel erinnern das ich mal im Stadion gesehn hab. Während der Partie hab ich das Gefühl gehabt, dass wir grad eine der besten Partien aller Zeiten gesehn haben, danach haben wir die Partie Revue passieren lassen und sind dann doch zur Meinung gekommen: In Ö hab ich schon bessere Spiele gesehn wo nach der Partie gepfiffen wurde.

  • hier in Deutschland und speziell in Köln ist Fußball faktisch in der Mitte der Gesellschaft. Da ist es nicht merkwürdig, in Fan-Kleidung ins Büro zu gehen, oder im Geschäft zu stehen, sondern total üblich. Ein Stadionbesuch ist nichts, was man belächelt oder merkwürdig findet, sondern ein gesellschaftliches Ereignis, auf das man sich freut und von dem man erzählt, unabhängig davon, wie das Spiel ausgegangen ist.

    "damals" als das Datenroaming noch "unerschwinglich" war, am Frankfurter Flughafen die halbe Stunde gratis WLAN genutzt im Abflugbereich ... mit Leuten am Nebentisch zufällig ins Gespräch und erwähnt, dass ich nicht wegfliege sondern grad aus Wien angekommen bin und am nächsten Tag mit der Eintracht zum HSV fahre...
    Reaktion? "Ah, der HSV verliert morgen gegen die Eintracht!" ... und dann stell ich mir die Reaktion vor, wenn ich in Wien lande und jemand sage, ich fahre morgen mit der Austria zu Sturm oder nach Salzburg :rolleyes:


    abgesehen von der Grundeinstellung zum Fußball, ist es natürlich auch "einfacher" rund ums Stadion schon Stunden vor dem Spiel Gastro anbzubieten, wenn da schon die ersten 10.000 im Stadionumfeld unterwegs sind, aber wenn man gar nichts anbietet wie bei uns, und es auch keine Lokale im näheren Umfeld des Stadions gibt, wird das nicht besser ... (ich werde auch weiterhin behaupten, dass in der Vorstadt der Zuschauerzuspruch sich neben der "ehrlichen Kommerz" Schiene und die pöse Kommerz Austria, insbesondere das Rap*d Dorf für diesen gesorgt hat...)

    • Offizieller Beitrag

    Wer schonmal in D bei einem Spiel war, sogar als Auswärtsfan aus dem Ausland erkennbar, weiß, dass es dort was ganz anderes ist wie hier in Ö. EC, auswärts Dortmund, wir klar als Austriafans erkennbar, sind am Weg in die Stadt 3 mal von wildfremden, auch älteren Menschen, angesprochen worden, ob sie uns irgendwie weiterhelfen können. In Ö wechseln die Leute fast die Straßenseite, wenn sie jemanden als Fußballfan erkennen glauben.

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