Ich erlaube mir, wieder einen Bericht einer GV zu schreiben und zu posten, auch wenn ein Mitglied Katzian zitierend meinte, dass, was hier besprochen würde, „hier bleiben sollte“. Für mich ist die Austria kein Geheimbund und ihre Beschlüsse sind im öffentlichen Interesse.
Auf dem Podium saßen: Karl Pisec (Vizepräsident), Raimund Harreither (Vizepräsident), Robert Zadrazil (Verwaltungsratvorsitzender), Gerhard Krisch (Vorstand), Frank Hensel (Präsident), Jürgen Werner (Berater des Vorstands) und Manuel Ortlechner (Sportdirektor).
Anwesend waren 110 Mitglieder, die noch 25 Vollmachten hatten, also gab es 135 Stimmberechtigte sowie einige Gäste.
Nach der Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit durch Hensel gab es 3 Gegenstimmen gegen die Genehmigung der Tages Ordnung. Na ja...
Der 3. Tagesordnungspunkt war die Genehmigung des Protokolls der letzten GV. Hier gab es mehrere Einprüche, weil kaum jemand das Protokoll gelesen hatte und anscheinend nicht alles protokolliert wurde, vor allem die Fragen der Mitglieder.
Hensel meinte, dass es immer so gehandhabt wurde, der Syndikus sein OK gegeben hatte und es eine Holschuld für das Protokoll gebe. Jemand warf ein, dass man das Protokoll gemeinsam mit der Einladung zur GV verschicken könne, was mMn nur möglich wäre, wenn die Einladung per eMail rausginge. Hensel sagte, dass das Protokoll keine wörtliche Mitschrift sei und man das System beibehalten werde... was Krisch später aber relativierte. Die Abstimmung endete mit 106 Stimmen dafür, 27 Enthaltungen und 2 Gegenstimmen.
Im 1. Teil des Präsidiumsberichts ging Hensel zuerst auf die wirtschaftliche Lage ein.
Die Sponsoreneinnahmen gingen Corona-bedingt um 12 Mio zurück. Das Ergebnis war 18719 noch 28,177 Mio, 19/20 noch 20,97 Mio, aber 20721 nur noch 18,206 Mio. Man erwarte aber, 23/24 knapp an das Vor-Corona-Niveau heranzukommen. Die Wertberichtung war 19/20 -11,13 Mio, im Jahr darauf -6,043 Mio.
Das Insignia-Sponsoring ist beendet, Krisch prüft welche Möglichkeiten es für das Collaboration Agreement mit ihnen gibt.
Dazu kam die Frage, ob überhaupt je Geld geflossen sei. Krisch antwortete, dass es welches gab und das Brustsponsoring solange aufrecht erhalten wurde, bis die Austria das Konto als ausgegliechen erachtete.
Die Verbindlichkeiten betrugen 18/19 67 Mio, 19/20 69,9 Mio und 20/21 70,8 Mio, vor allem dadurch bedingt, dass der Stadionumbau um 15 Mio teurer war. Es wurde festgestellt, dass es keine insolvenzrechtliche Überschuldung gab und gibt.
Um liquide zu sein, benötigt der Verein 13,5 Mio bis Juni 2023. Am schlimmsten ist die Liquiditätskrise Anfang 2022, trotzdem wurden stets alle Gehälter pünktlich bezahlt.
Die Fortbestandsprognose (bis 23/24) geht von einem Kapitalbedarf von 13,5 Mio aus. Daher gibt es operative Sanierungsmaßnahmen:
- Transfererlöse: 1,5 Mio jährlich, wobei wir jetzt schon bei 1,7 Mio sind. Die Berechnung sieht keine Einnahmen durch die Teilnahme an einen europäischen Bewerb vor.
- Ticketing: +2 Mio bis 23/24, Ziel für 22/23 2.000-2.500 Abos.
Lizenzumsätze: +380.000 bis 23/24, +3,2 Mio Sponsoring, sonstiges +380.000 durch Vermarktung und Nutzung der Generali-Arena.
- Personalkosten: 1,5 Mio Einsparung, u.a. durch auslaufende Verträge.
- Spielbetrieb: -700.000
- Betriebsanlagen: -200.000
- IT: -50.000
Betriebskosten: -200.000
Sonstige: -200.000
Wenn all dies umgesetzt wird, gibt es bereits 22/23 wieder ein positives Betriebsergebnis, was durch den Einstieg von Investoren abgesichert ist.
Im 2. des Päsidiumberichts sprach Zadrazil über den Investorensuchprozess. Es wurde ein Sanierungsbeirat gegründet, der aus Weißhaupt (FAK-Anwalt), Schatz (Insovenzrechtsexperte), Kogler (Unternehmensberater) und Krisch bestand. Seine Aufgaben waren die Detailverhandlungen, die Einhaltung der Fristen, die Rechtsverbindlichkeiten und die Aufbereitung der Entscheidungsgrundlagen für den Verwaltungs- und Aufsichtsrat. Es ging um den Verkauf von 49,9% (12,5 Mio) + 1 Mio Brückenfinanzierung.
Mitte September gab es 7 Investorengruppen, Mitte Oktober 4, Anfang November 3. In der Aufbereitung gab es Red Flag-Kriterien (z. B. Ligaauflagen), Priorisierungskriterien und das sportliche und strategische Konzept. Daher wurde die Empfehlung für die Viola Investment GmbH ausgesprochen. Der Verwaltungsrat stimmte am 29.11.21 zu und der Vertrag wurde am 11.12.2022 unterschrieben.
Die Vertragsdetails beinhalten, dass
- der komplette Nachwuchs, die Akademie, die Damen und Special Violets, sowie die Lizenz und die Markenrechte beim Verein bleiben,
- 40% um 10 Mio verkauft werden,
- außerdem eine 9,9%-Option um 2,5 Mio
- und eine 0,2% Option als Investorenschutz. Die Bedingung dafür ist die Einführung der 50+1-Regel durch die Bundesliga und dass die 9,9%-Option gezogen wurde. Und all dem muss der Verein zustimmen!
Der Verein hat außerdem ein Vorkaufsrecht und die Option, Anteile - auch in Teilen - zurückzukaufen. Somit hat der Verein die Möglichkeit, die Mehrheit der AG zu verhindern.
Der Aufsichtsrat besteht aus 4 Mitgliedern des Vereins und 4 Mitgliedern der Viola Investment GmbH.
Harreither erwähnte zuerst, dass, wenn die Mitglieder unserer diversen Gremien finanziell nur 20% des Präsidiums geleistet hätten, wir nun schuldenfrei wären! Er bedankte sich bei George Alaba, der sofort zugesagt hatte, bei uns einzusteigen. Er meinte auch, dass die Austria statt „Anspruch und Stil“ besser „Demut als Stil“ verwenden sollte.
Die Viola Investment GmbH besteht aus Harreither, P. Podsedensek, R. Rappel (die sich beide auch zu ihrem Engagement zu Wort meldeten), George Alaba, Martin Schlaff, L. Vogel, A. Sadlo, B. Bezemer, Sebastian Prödl, M. Adler, P. Krona, S. Braunegg, Pisec, Hensel, W. Speiser, P. Langer und Jürgen Werner. Bezemer, Sadlo, Werner Krona und Prödl gehören zur „We think forward“ GmbH.
George Alaba sprach von seiner und Davids Dankbarkeit der Austria gegenüber, weil sie den problemlosen Transfer zu Bayern ermöglichte. Dazu gab es auch eine Videobotschaft von David Alaba.
Jürgen Werner erzählte, dass ihn Harreither schon 3 x überreden wollte, zum LASK zu gehen, er aber nun bei der Austria sei. Joschi Walter wollte ihn auch 3 x zur Austria holen.Der Vorschlag, die Gruppe zu gründen, kam von Harreither. Er erklärt sein Engagement damit, dass er es noch enmal wissen wolle, er ein riesiges Potential sehe und es ihm wichtig war, die Gruppe um Fußballexperten zu erweitern.
Sebastian Prödl sagte, dass er für Kontinuität stehe. Er sei seit 20 Jahren mit Werner befreundet und sehe in der Austria noch viel brachliegendes Potential. Er möchte dem Fußball etwas zurückgeben und findet es witzig, dass er zum 1. Mal einen Verein anbetteln muss, ihn zu nehmen.
Werner meinte, dass es grundlegende Änderungen geben muss. Er verglich die Austria mit einem Patienten, der aus dem Koma erwacht, aber noch immer auf der Intensivstation läge. Und das nicht nur finanziell, sondern auch sportlich. Er möchte eine neue Austria-Kultur etablieren, mit Respekt für alle, in den Gremien und auch am Platz. Er möchte eine echte Austria-DNS entwickeln. Er schloss mit US-Präsidenten-Sprüchen: „Yes, we can“ und „Let's make Austria great again“.
Ortlechner stellte klar, dass die Austria die jungen Spieler nicht aus der Not heraus einsetze, sondern nach Plan. Mit Florian Mader ist der U-Turn zu jungen Spielern weg von Durchschnittslegionären zu schaffen. Die Austria hat seit Jahren konstant sportlich abgebaut. Nun ist es aber wichtiger, nach vorne zu schauen, als zurückzublicken. Er vertraut der VI GmbH, um aus der Austria einen interessanten und coolen Verein zu machen. Die Young Violets haben das Problem, dass es viele „Fahrstuhlspieler“ gibt.
Sein Ausblick ist die Einführung einer neuen Kultur. In diesem Zusammenhang lobt er auch die Zusammenarbeit mit Krisch. Früher hatte man 10 Mio für die Kampfmannschaft, jetzt sind es 45% weniger, was aber seiner Meinung nach kein Problem darstelle. Ein wichtiger Punkt für ihn ist die Schaffung eines allgemein gültigen Playbooks für alle - auch zukünftigen - Trainer. Hier erwarte er sich ein Commitment von allen.
Was die Digitalisierung betrifft, sieht er keinen Unterschied mehr zwischen dem FAK und Tottenham zum Beispiel (Viola Score, Austria Lab). Durch diese durchgehende Philosophie soll in Zukunft jeder austauschbar sein.
Neu ist auch, dass nun auch Akademie-Spieler bereits Verträge bekommen. Sein Playbook soll „Unser Ball“ heißen. Unser Fußball muss aktiver, aggressiver, intensiver, offensiver und effektiver werden. Eine einheitliche Philosophie vereinfache die Integration neuer Mitarbeiter.
Jürgen Werner warf ein, dass wir nicht die Dosen kopieren oder LASK 2.0 werden wollten.
Ortlechner erkärte die Wichtigkeit von Datenanalysen, einer gemeinsamen Sprache und Verhaltensweise, sowie von Prinzipien. Das bedeutet, dass sich bereits schon jetzt Spieler bei ihm melden, weil sie zur Austria wollen. In den nächsten 3 Jahren soll es nicht nur eine Stalibilisierung, sondern auch eine klare Entwicklung geben, basierend auf 3 Säulen: Professionalismus, Spielphilosophie und Trainingsphilosophie. Viele Spieler sind momentan in Wartestellung, aber der Vertrag mit Huskovic wurde eben verlängert!
Es folgt Teil 2...