Erster Profiklub mit eigenem Team für geistig Behinderte

  • Super-Sache!


    Der Fußball-Zweitliga-Verein SV Darmstadt ist der erste Profiklub in Deutschland, der eine Mannschaft für intellektuell beeinträchtigte Personen (Fußball-ID) bei sich integriert. Dafür haben die „Lilien“ eine neue Behinderten- und Rehabilitations-Sportabteilung gegründet.

    Der 27-Jährige Rupert Döring, der im Hauptberuf Tanzlehrer ist, ist seit fünf Jahren Trainer von Fußball-ID-Teams. Die neue „Lilien“-Mannschaft soll rund 30 Spielerinnen und Spieler umfassen. Ihr werden Menschen mit Down-Syndrom angehören. Menschen, die eine intellektuelle Beeinträchtigung oder geistige Behinderung mit einem IQ von unter 75 haben.

    Der Spielbetrieb umfasst etwa vier Spieltage im Jahr. Alle Teams – aktuell sind es acht – treffen sich am gleichen Ort und tragen dann jeweils mehrere Begegnungen aus. Die jeweilige Mannschaftsstärke hängt vom zur Verfügung stehenden Personal ab. Im besten Fall wird neun gegen neun von Sechzehner zu Sechzehner gespielt. Die Spielzeit variiert zwischen zweimal 15 und zweimal 20 Minuten. Abseits- und Rückpassregeln gibt es keine, weil diese für den einen oder anderen nicht so leicht zu verstehen wären. Gespielt werde mit einer „gesunden englischen Härte“, sagt Döring und grinst. „Es gibt auch mal eine Rote Karte.“


    Getreu dem Inklusions-Gedanken kann im Training jeder mitmachen. Wer jedoch an den offiziellen Spielen teilnehmen will, braucht eine Klassifizierung vom Deutschen Behindertensportbund.


    Die „Lilien“ stünden für „Offenheit, Toleranz und ein gutes Miteinander. Wir freuen uns sehr darauf, die vielen fußballbegeisterten Frauen und Männer schon bald im Lilien-Trikot spielen zu sehen“, sagt SVD-Vizepräsident Markus Pfitzner. Drei Spieler von Döring gehören zur Hessenauswahl, die aktuell deutscher Meister ist. Als Trainer reizt ihn immer aufs Neue die Herausforderung, „die Spieler so anzuleiten, dass sie sich für sich selbst weiterentwickeln“. Dazu müsse das Training „klar strukturiert sein und ein System zu erkennen sein. Die Übungen müssen für jeden verständlich gestaltet werden, sonst wird es zu kompliziert“, sagt Döring. Es funktioniere zum Beispiel nicht, wenn er für die Spieler auf dem Platz „ein Meer von Hütchen mit unterschiedlichen Farben aufstellt“ und ihnen sage, „da sollst du links und da rechts und da vor- und da zurücklaufen. Ich werde auch nicht in jedem Training neue Übungen machen, das funktioniert nicht.“ Mit großer Begeisterung verfolgt Döring die Weiterentwicklung seiner Spieler über einen „längeren Zeitraum. Das Passspiel klappt auf einmal nicht mehr nur über zwei Meter, sondern über fünf bis zehn Meter. Und es wird plötzlich aus Bereichen aufs Tor geschossen, aus denen das vorher nicht möglich war. Oder die Spieler gehen mit neuem Selbstvertrauen in die Zweikämpfe.“ Der Ansporn seiner Spieler sei so groß wie in jeder Mannschaft. Und er ist noch mal gewachsen. „Jeder von uns hat jetzt auch den Ehrgeiz, für die Lilien die entsprechenden Siege einzufahren. Jeder ist stolz, dieses ,Lilien‘-Trikot zu tragen“, sagt Döring.

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