Viktoria Berlin - 2x deutscher Meister, Insolvent, jetzt erstmals Profiliga

  • Das ist ja mal eine kuriose Geschichte. Viktoria Berlin war Anfang des 20. Jahrhunderts 2x deutscher Meister, ist vor 2 Jahren pleite gewesen, wurde durch Hamburger Investoren gerettet (und zwar genau jene, die auch bei Austria Klagenfurt beteiligt sind) und steigt jetzt zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in den Profisport auf. (Quelle: http://www.welt.de, nur mit Abo, gekürzt)


    Viktoria Berlin wurde zweimal Deutscher Meister und hat eine der größten Jugendabteilungen Deutschlands. Noch vor kurzem war der Verein insolvent, nun steht er im Profifußball. Viktoria hat große Pläne, aber auch ein großes Problem.

    Muzzicato, 42 Jahre alt, ist einer der Väter des kleinen Fußballwunders, das sich in dieser Saison abgespielt hat. Mit dem FC Viktoria 1889 Berlin, einem Klub mit ruhmreicher Vergangenheit und eher trister Gegenwart, hat er den Sprung in den Profifußball gepackt. Das allein ist schon ein bemerkenswerter Vorgang, der jedoch durch einen anderen Faktor zum Kuriosum wird: Ende 2019 erst hat der Verein ein Insolvenzverfahren abgeschlossen. Zwischen drohendem Exitus und umjubeltem Aufstieg liegen gerade einmal 16 Monate. Eine Wandlung in Rekordzeit.

    Elf Siege aus elf Spielen stehen für Viktoria zu Buche, dann kam der große Einschnitt. Seit Anfang November ruht der Spielbetrieb coronabedingt, seither war unklar, was der famose Saisonstart für den Verein bedeuten würde. Am Freitag schließlich entschied das Präsidium des Nordostdeutschen Fußballverbandes: Viktoria darf als souveräner Tabellenführer und Meister der abgebrochenen Spielzeit künftig in der Dritten Liga antreten. „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, macht uns sicherlich zu einem ganz verdienten Aufsteiger“, sagt Muzzicato. „Wir gehen in die Geschichte ein, und das sollten wir irgendwann gebührend feiern.“


    Bis zu einer ausufernden Party in der Hauptstadt müssen sich die Protagonisten aber noch gedulden. Die Pandemie erlaubt keine größeren Zusammenkünfte, und dann ist da noch ein Problem aus dem Weg zu räumen, das das kleine Märchen des bisherigen Amateurklubs zu torpedieren droht: Wo Viktoria künftig seine Heimspiele austrägt, ist noch unklar. Das fast 100 Jahre alte Stadion in Lichterfelde bietet nur 4300 Plätze, mindestens 10.000 schreibt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aber für einen Drittligisten vor.

    Bis Ende Mai muss Viktoria ein Lösungskonzept präsentieren. Nach aktuellem Stand wird der Verein seine Partien im Mommsenstadion im Stadtteil Westend austragen. Für Hochsicherheitsspiele, wie sie etwa gegen den 1. FC Magdeburg oder 1860 München anstehen könnten, plant der Klub, im riesigen Olympiastadion anzutreten. Als Dauerlösung bietet sich die Arena aber nicht an. „Ein kompletter Umzug ins Olympiastadion würde uns nur an nackter Miete 125.000 Euro pro Spiel kosten. Absolut nicht darstellbar für Viktoria“, sagt Jaekel.


    Dabei ist die neue dritte Kraft im Berliner Fußball neben Hertha BSC und dem 1. FC Union dank seriöser Financiers wirtschaftlich wieder gut aufgestellt. Seit zwei Jahren engagieren sich die Brüder Tomislav und Zeljko Karajica aus Hamburg als Investoren. Zunächst stieg Tomislav als Privatperson ein, gründete 2020 die SEH Sports & Entertainment Holding, in der Zeljko dann geschäftsführender Gesellschafter wurde. Neben der vom Stammverein ausgegliederten Profiabteilung Viktorias unterstützt die SEH auch den österreichischen Fußballklub Austria Klagenfurt oder die Hamburg Towers, die es inzwischen in die Basketball-Bundesliga gebracht haben.

    „Wir haben uns damals ganz bewusst für Viktoria entschieden. Zum einen, weil Berlin natürlich ein sehr attraktiver Standort und die Hauptstadt groß genug für einen dritten Klub im Profifußball ist. Zum anderen, weil der Verein mit seiner Tradition und der herausragenden Nachwuchsarbeit über Riesenpotenzial verfügt“, sagt Zeljko Karajica.

    Ganz offensichtlich besaßen die Brüder neben den finanziellen Mitteln auch das richtige Gespür – wie sich nun mit dem Aufstieg zeigt. „Wenn du so gut von den Gesellschaftern begleitet wirst und Liquidität hast, um strategische Entscheidungen zu treffen, ist Erfolg planbar“, sagt Viktoria-Sportdirektor Rocco Teichmann. „Unsere Story ist klar: Wir wollen den Talenten der Stadt abseits von Hertha und Union den Berliner Weg in den Profifußball aufzeigen.“ Schon jetzt hat der Verein mit mehr als 60 Mannschaften eine der größten Jugendabteilungen im deutschen Fußball. „Wir entfachen gerade ziemlich viel Euphorie“, so der Sportdirektor. „Wie ein junges Start-up, und das wird von zunehmend mehr Leuten angenommen.“ Damit für den Deutschen Meister von 1908 und 1911 die erste Saison im Profifußball nicht gleich im Abstieg endet, sind auch sportlich noch ein paar Stellschrauben zu drehen. Einige Zugänge sollen bis zum Start in die neue Spielzeit am 23. Juli noch kommen, die grundsätzliche Philosophie vom offensiv ausgerichteten Fußball wollen sie beim Aufsteiger aber beibehalten. „Hier ist noch lange nicht Schluss, es ist nur der nächste Step, den wir gehen“, sagt Trainer Muzzicato. „Wir wollen nicht irgendwie in der Liga bleiben, sondern wir wollen unsere Idee vom attraktiven Fußball ab dem Sommer fortsetzen. Erfolg macht sexy, das spricht sich rum.“

  • Das fast 100 Jahre alte Stadion in Lichterfelde bietet nur 4300 Plätze, mindestens 10.000 schreibt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aber für einen Drittligisten vor.

    Ein Kriterium, das aber nicht von allen derzeit in der dritten Liga spielenden Vereine erfüllt wird.


    In Österreich hätte fast die halbe erste Liga ein Problem damit!!!

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